Nordwest-Zeitung

Conti-Chef: Chipkrise kann sich ziehen

Mikrochips größte Mangelware in Autobranch­e – Appell an Politik

- Von Jan Petermann Und Marco Engemann

Hannover – Die Versorgung­skrise bei Mikrochips schlägt auch bei Autozulief­erern heftig ins Kontor – Continenta­lChef Nikolai Setzer gibt vorerst keine Entwarnung. „Wir sehen, dass sich diese Effekte wohl noch weiter bis in das Jahr 2022 ziehen werden“, sagte er den Nachrichte­nagenturen dpa und dpa-AFX. „Viele Marktbeoba­chter gehen davon aus, dass erst ab 2023, wenn höhere Kapazitäte­n bei den Chipherste­llern verfügbar sind, eine deutliche Besserung eintritt.“

Ein eigenes Team kümmere sich um das Ausbügeln der ärgsten Engpässe: „Die Kolleginne­n und Kollegen sorgen fortlaufen­d dafür, dass wir mit den uns verfügbare­n Halbleiter­n den Kundenbeda­rf bestmöglic­h bedienen“, so Setzer.

Von einer neuen Koalition im Bund erhoffe man sich Verlässlic­hkeit in der Energie-, Handels- und Arbeitsmar­ktpolitik.

Das größte Problem

Fehlende Halbleiter sind derzeit das größte Problem der Autobranch­e. Einen Teil der Schuld haben sich die Firmen selbst zuzuschrei­ben, weil sie im Corona-Tief 2020 vorschnell Verträge storniert hatten. So können im VW

Stammwerk Wolfsburg aktuell 130 000 bestellte Golf nicht gebaut werden. Opel fährt sein Werk in Eisenach für Monate sogar ganz herunter, und auch BMW warnt vor weiteren Folgen des Chipmangel­s.

Hinzu kamen die hohe Nachfrage aus IT und Unterhaltu­ngselektro­nik für Geräte im Homeoffice sowie eigene Ausfälle der Chipherste­ller durch Katastroph­en und neue Pandemie-Shutdowns in Asien. „All diese Effekte sorgen dafür, dass die Versorgung mit Halbleiter­produkten sehr knapp ist“, so Setzer. „Gleichzeit­ig wächst bei AutomobilK­omponenten der Wertanteil von Elektronik im Fahrzeug – durch die Elektrifiz­ierung, das assistiert­e Fahren, die steigende Vernetzung.“

Der Dax-Konzern aus Hannover sieht keine rasche Entspannun­g. Setzer betonte: „Aber es hängt natürlich auch davon ab, wie sich die anderen Industrien neben der Automobilb­ranche entwickeln.“Noch erhältlich­e Chipmengen würden abgesicher­t – die ContiTaskf­orce beschäftig­e sich „jeden Tag damit, die Produktion unserer Kunden am Laufen zu halten“. „Es geht jetzt darum, wie wir die Lieferunge­n, soweit es denn eben geht, aufrechter­halten.“Es gebe „schlicht zu wenig Menge gegenüber dem, was der Markt verlangt“.

Stabile Fahrpläne

Mit Blick auf die kommende Bundesregi­erung sagte Setzer, ein neues Kabinett müsse stabile Fahrpläne für Kernthemen wie Klimaschut­z und Energiever­sorgung haben. „Wir sind natürlich gerade bei den Gummi- und KautschukP­rodukten in der Produktion relativ energieint­ensiv.“

 ?? dpa-BILD: Matthey ?? Nikolai Setzer, Vorstandsv­orsitzende­r der Continenta­l AG
dpa-BILD: Matthey Nikolai Setzer, Vorstandsv­orsitzende­r der Continenta­l AG

Newspapers in German

Newspapers from Germany