Conti-Chef: Chipkrise kann sich ziehen
Mikrochips größte Mangelware in Autobranche – Appell an Politik
Hannover – Die Versorgungskrise bei Mikrochips schlägt auch bei Autozulieferern heftig ins Kontor – ContinentalChef Nikolai Setzer gibt vorerst keine Entwarnung. „Wir sehen, dass sich diese Effekte wohl noch weiter bis in das Jahr 2022 ziehen werden“, sagte er den Nachrichtenagenturen dpa und dpa-AFX. „Viele Marktbeobachter gehen davon aus, dass erst ab 2023, wenn höhere Kapazitäten bei den Chipherstellern verfügbar sind, eine deutliche Besserung eintritt.“
Ein eigenes Team kümmere sich um das Ausbügeln der ärgsten Engpässe: „Die Kolleginnen und Kollegen sorgen fortlaufend dafür, dass wir mit den uns verfügbaren Halbleitern den Kundenbedarf bestmöglich bedienen“, so Setzer.
Von einer neuen Koalition im Bund erhoffe man sich Verlässlichkeit in der Energie-, Handels- und Arbeitsmarktpolitik.
Das größte Problem
Fehlende Halbleiter sind derzeit das größte Problem der Autobranche. Einen Teil der Schuld haben sich die Firmen selbst zuzuschreiben, weil sie im Corona-Tief 2020 vorschnell Verträge storniert hatten. So können im VW
Stammwerk Wolfsburg aktuell 130 000 bestellte Golf nicht gebaut werden. Opel fährt sein Werk in Eisenach für Monate sogar ganz herunter, und auch BMW warnt vor weiteren Folgen des Chipmangels.
Hinzu kamen die hohe Nachfrage aus IT und Unterhaltungselektronik für Geräte im Homeoffice sowie eigene Ausfälle der Chiphersteller durch Katastrophen und neue Pandemie-Shutdowns in Asien. „All diese Effekte sorgen dafür, dass die Versorgung mit Halbleiterprodukten sehr knapp ist“, so Setzer. „Gleichzeitig wächst bei AutomobilKomponenten der Wertanteil von Elektronik im Fahrzeug – durch die Elektrifizierung, das assistierte Fahren, die steigende Vernetzung.“
Der Dax-Konzern aus Hannover sieht keine rasche Entspannung. Setzer betonte: „Aber es hängt natürlich auch davon ab, wie sich die anderen Industrien neben der Automobilbranche entwickeln.“Noch erhältliche Chipmengen würden abgesichert – die ContiTaskforce beschäftige sich „jeden Tag damit, die Produktion unserer Kunden am Laufen zu halten“. „Es geht jetzt darum, wie wir die Lieferungen, soweit es denn eben geht, aufrechterhalten.“Es gebe „schlicht zu wenig Menge gegenüber dem, was der Markt verlangt“.
Stabile Fahrpläne
Mit Blick auf die kommende Bundesregierung sagte Setzer, ein neues Kabinett müsse stabile Fahrpläne für Kernthemen wie Klimaschutz und Energieversorgung haben. „Wir sind natürlich gerade bei den Gummi- und KautschukProdukten in der Produktion relativ energieintensiv.“