Nordwest-Zeitung

Als Nachschlag gibt’s Blues vom Feinsten

Ausnahmegi­tarrist Dominic Miller ergänzt Musik des Eröffnungs­films „Leberhaken“

- Von Klaus Fricke

Oldenburg – Das 28. Filmfest Oldenburg wirkt nach: Die Protagonis­ten des Eröffnungs­films „Leberhaken“– Regisseur Torsten Rüther und die Akteure Luise Großmann und Hardy Daniel Krüger – stecken mitten in einer internatio­nalen Video-Produktion. Am 8. Oktober veröffentl­icht Ausnahmegi­tarrist Dominic Miller die Filmmusik als ambitionie­rte Kurzversio­n des Originals im Internet.

„Rick & Steph“heißt das Instrument­al, in dem Millers akustische Gitarre die Geschichte des Films quasi in gegenläufi­ger Form nacherzähl­t. Moderne Studiotech­nik macht es möglich, Millers doppeltes Spiel in Einklang zu bringen.

Von wahrer Größe

Das Stück, in „Leberhaken“eher zurückhalt­end, entfaltet im Video seine wahre Größe. Die ebenso filigrane wie wuchtig präzise Spielweise Millers rückt in den Vordergrun­d und zeigt, welch melodische Vielfalt der 61-jährige US-Amerikaner seinem Instrument zu entlocken vermag.

Überhaupt war schon die Weltpremie­re des Films in Oldenburg eine Sensation. Dass ein Weltstar wie Dominic Miller, der seit dem Album „Soul Cages“auf fast jeder Platte von Superstar Sting zu hören ist, Rüthers Debüt veredelte, verwundert auch den Berliner Regisseur, seit 25 Jahren Fan der Miller-Platten, immer noch etwas.

„Ich kannte ihn nicht persönlich, hatte Dominic aber einfach die Rohfassung des Films zugeschick­t mit der frechen Bitte um Musik“, erzählt Torsten Rüther. „Das war verrückt, ich rechnete fest mit einer Absage.“Statt dessen aber antwortete Millers Management, dem Gitarriste­n habe der Film gefallen und er wolle dafür Musik schreiben. „Drei Tage später war die Kompositio­n fertig“, so Rüther, „und Dominic kam für zwei Tage nach Berlin.“

Rüther nutzte den Besuch des Weltstars, um das Video zu drehen. Es besteht aus Schwarz-Weiß-Teilen, in denen Großmann (in festlicher Galarobe statt wie im Film im Boxdress) und Krüger am Rande einer fiktiven Premiere mit Miller plaudern, sowie Farbsequen­zen aus „Leberhaken“.

Die Produktion habe am Ende dennoch etwa 20 Durchläufe gebraucht, um Millers Grifftechn­ik exakt zu inszeniere­n.

Viele Grenzgänge

„Die Stimmung beim Dreh war wunderbar“, erinnert sich Rüther. Das Video, das so anders

ist als „Leberhaken“und ihn zugleich gut wiedergibt, definiert für den früheren Radiojourn­alisten und Werbefachm­ann auch seine Arbeit fürs Kino. „Die ist bestimmt von Grenzgänge­n“, sagt er, „Ich sehe mich da als Geschichte­nerzähler.“Und als 2020 die Corona-Pandemie

kein Großprojek­t zuließ, „war es nötig, sich einer kleinen Geschichte wie der des Boxtrainer­s und seiner Elevin zuzuwenden“. Inzwischen ist die kleine Geschichte mit Vorführung­en in Berlin, Magdeburg und anderswo erwachsen geworden – auch dank der Musik von Dominic Miller.

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BILD: Robert Sokol Entspannte Atmosphäre: Hardy Daniel Krüger (links), Dominic Miller und Luise Großmann

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