Erfolgreiche Schullaufbahnen gibt’s auch ohne Gymnasium
In der letzten Kolumne ging es um die kleinen Fünftklässler, die einen mit ihrer Quirligkeit in den Wahnsinn treiben können, aber auch mit ihren niedlichen Äußerungen verzücken. Man kann sich bei Schülern nicht die Rosinen herauspicken, man muss sie nehmen, wie sie kommen.
Das gilt ganz besonders, seitdem die Eltern selbst entscheiden, wohin ihr Kind zur Schule gehen soll. Sie wollen dafür nur das Beste, was verständlich ist, doch kommt nicht immer das Beste für das Kind dabei heraus. Es hat sich mittlerweile etabliert, die Viertklässler im darauffolgenden Schuljahr zum Gymnasium zu schicken, egal wie das Notenbild ist. Sprich, auch mit einem Viererzeugnis geschieht dies.
Ohne Abitur studieren
Diese Noten entstehen nicht von ungefähr und ein Wechsel zum Gymnasium kann das Kind ganz schön unter Druck setzen. Zumal alles neu ist und einige Fächer sowie erhöhte Ansprüche hinzukommen. Insofern wäre es in vielen Fällen besser, zunächst eine Ober- oder Realschule zu besuchen, um entspannter zu starten und den Schüler nicht gleich verzwei
feln zu lassen. Unser Schulsystem ist, insbesondere in Niedersachsen, zum Glück recht durchlässig, sodass der Besuch der Oberstufe nach der zehnten Klasse möglich ist oder der Weg über die berufsbildenden Schulen geht bzw. über die Fachoberschulen. Auch ganz ohne Abitur können Schulabsolventen in unserem Bundesland studieren. Von daher
kann auch einer schulischen Entwicklung der Schüler Rechnung getragen werden, die erst später Fahrt aufnimmt. Schließlich gibt es immer Spätzünder.
Wenn nämlich durch die Eltern der Besuch des Gymnasiums angestrebt wird, ihr Kind aber Probleme damit hat, entstehen mit der Zeit Frust und Stress. An meiner neuen
Schule beispielsweise sind viele Schüler, die dort anscheinend lediglich dort sind, weil die Schule vom Gros der Kinder aus der Umgebung besucht wird und weil die Eltern es so wollen. Sprich, aus Gewohnheit oder Druck oder beidem.
Das ist sehr schade, denn dadurch äußern sich viele unzufrieden oder wurschteln sich so durch, da sie bald sowieso zu einer anderen Schule wechseln möchten. Dort sei es einfacher.
Druck nehmen
Vor diesem Hintergrund tun mir die Kinder einerseits leid, andererseits demotivieren solche Umstände zu unterrichten, wenn alles abprallt und gefühlt nur die Zeit gefüllt werden muss.
Es müsste demnach nicht jedes Kind zum gymnasialen Zweig gezwungen werden, damit aus ihm etwas wird. Manchmal dauert es etwas, doch es wird seinen Weg machen, dabei ist es völlig legitim, ein paar Schlenker mitzunehmen oder sich neu zu orientieren.
Also: Etwas Druck aus dem Kessel nehmen, das wird schon werden.