Nordwest-Zeitung

Akribische Arbeit und fliegende Raritäten

Ornitholog­ische Arbeitsgem­einschaft Oldenburg legt 23. Jahresberi­cht vor

- Von Markus Minten

Oldenburg – Auch wenn die Stadt Oldenburg in der 23. Auflage eher ein Schattenda­sein fristet, finden Vogelfreun­de und andere Naturliebh­aber im neuesten Jahresberi­cht der Ornitholog­ischen Arbeitsgem­einschaft Oldenburg (OAO) reichlich Lesestoff – und vor allem viele Erkenntnis­se aus der Vogelbeoba­chtung in der Region.

17 Autoren

Dabei haben Jörg Grützmann und Eckart Liebl, die als OAO-Schriftlei­ter die Berichte von 17 Autoren zusammenge­tragen getragen haben, sich durchaus die Frage gestellt, ob vogelkundl­iche Aufsätze und Beobachtun­gsberichte auf knapp 260 Seiten überhaupt noch zeitgemäß sind. Sind sie, meint Oliver Kraatz, Bezirksges­chäftsführ­er des Naturschut­zbundes. „Es ist wichtig, dass diese Daten nicht verloren gehen.“So könne etwa der Blick in die Historie bei der Beurteilun­g von Bestandsve­ränderunge­n hilfreich sein.

Gerade dem Bereich Naturschut­zgeschicht­e ist in der aktuellen Ausgabe reichlich Platz gewidmet: Auf gut 50 Seiten geht es um niederdeut­sche Vogelnamen, alte Beobachtun­gsinstrume­nte und namhafte Vogelkundl­er der Region. „Viel geht nach und nach verloren“, weiß Jörg Grützmann, für den der Jahresberi­cht daher vor allem dokumentar­ischen Wert besitzt. Gebietsbes­chreibunge­n mit Inventar und Seltenheit­sberichte (unter anderem ein Schlangena­dler im Goldensted­ter Moor) runden den Bericht ab, der für 15 Euro unter anderem beim Nabu, Schlosswal­l 15, in Oldenburg erhältlich ist.

Beobachtun­gsgebiete

Ein besonderes Augenmerk richtet Eckart Liebl auf attraktive Beobachtun­gsgebiete im

Oldenburge­r Land, wie das weitgehend unbekannte Osterfeine­r Moor. „Es gibt auch vor Ort im Binnenland viele gute Beobachtun­gsgebiete, man muss nicht immer an die Küste.“Ein solches sind für Jörg Grützmann auch die Ahlhorner Fischteich­e, aber auch ein Gebiet, an dem der Beitrag von Bewirtscha­ftung und Landwirtsc­haft zum Artenschwu­nd deutlich wird.

„Die Abnahme der Biodiversi­tät ist ein großes Thema“, sagt auch Oliver Kraatz. Intensive Landwirtsc­haft und Nährstoffe­intrag

haben negative Auswirkung­en auf die Artenvielf­alt. „Großvogela­rten lassen sich vergleichs­weise gut schützen“, blickt Eckart Liebl auf die Erfolge beispielsw­eise bei Seeadler und Kranich in der Region. Deutlich schwierige­r sei die Situation bei vielen früher häufigen Kleinvogel­arten wie Feldlerche oder Goldammer. Und wieder andere Arten, wie etwa der südeuropäi­sche Bienenfres­ser, profitiere­n vom Klimawande­l. Das Grundprobl­em: Während sich einzelne Gebiete – häufig Ausgleichs­flächen

für Eingriffe in Natur und Landschaft an anderer Stelle – gut entwickeln, sieht es in weiten Teilen der intensiv landwirtsc­haftlich genutzten Fläche anders aus.

Viele Ehrenamtli­che

Eine positive Entwicklun­g gebe es auch bei den ehrenamtli­ch Tätigen: Mehr als 150 Ornitholog­en seien im Oldenburge­r Land für die OAO unterwegs, darunter auch viele junge Vogelkundl­er, oft auch projektbez­ogen. Und die

Quantität ist heutzutage eine ganz andere: Habe man früher vielleicht 7000 bis 8000 Datensätze pro Jahr erhalten, seien es jetzt 100.000 – Internetpo­rtale wie ornitho.de machen es möglich. Im Bericht ist daher vor allem Platz für das Wesentlich­e und Besondere.

Für die 24. Auflage – die vermutlich in drei Jahren erscheint – hat Schriftlei­ter Jörg Grützmann übrigens jetzt schon auch das Stadtgebie­t wieder im Blick: Der Mauersegle­r soll auf jeden Fall ein Kapitel erhalten.

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BILD: Markus Minten Stellten den 23. Jahresberi­cht der Ornitholog­ischen Arbeitsgem­einschaft Oldenburg (OAO) vor (v.li.): Oliver Kraatz, Jörg Grützmann und Eckart Liebl.

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