Nordwest-Zeitung

Mit Hörschädig­ung richtig sprechen lernen

Uni Oldenburg sucht Kinder ab fünf Jahren für eine Studie

- Von Anja Biewald

Oldenburg – Wie lernen Kinder erfolgreic­h sprechen? Das geht nur übers Gehör, so viel steht fest. Doch welche Faktoren spielen eine Rolle? Wie lernen Kinder mit einer Hörschädig­ung Sprache?

Die Sprachwiss­enschaftle­r der Universitä­t Oldenburg gehen diesen Fragen in einer groß angelegten Studie nach und haben in den vergangene­n Wochen mit vielen Kindern spielerisc­h aufgebaute Versuche durchgefüh­rt, um den Spracherwe­rb der Kinder zu verstehen.

Erste Versuche beendet

Die Wissenscha­ftler haben dafür bisher Kinder ohne Höreinschr­änkung in ihrem Labor für Sprach- und Musikforsc­hung begrüßt. Geleitet wird die Studie von Prof. Dr. Esther Ruigendijk. Sie erklärt, dass es wichtig ist, zunächst zu verstehen, wie der Spracherwe­rb bei Kindern ohne Höreinschr­änkung vonstatten­geht, um daraus Wege abzuleiten, Kindern mit Höreinschr­änkung zu helfen. An den Versuchen, die etwa zwei Stunden dauern und auf zwei Sitzungen aufgeteilt sind, haben bisher überwiegen­d Kinder im Alter von neun und zehn Jahren teilgenomm­en. „Wir sind jetzt noch auf der Suche nach jüngeren Kindern, gerne ab fünf Jahren“, sagt Prof. Dr. Esther Ruigendijk.

Im Versuch hören die Kinder schwer zu unterschei­dende Wörter (beispielsw­eise Bus und Kuss) und sehen gleichzeit­ig verschiede­ne Bilder. Über eine Messung der unbewusste­n Augenbeweg­ungen (Eyetrackin­g) der Kinder, erkennen die Wissenscha­ftler, wie schnell die Kinder die Informatio­nen zwischen Gehör und Auge verarbeite­n und so beim richtigen Bild zum Wort landen.

In spielerisc­h angelegten Versuchen wird ermittelt, wie sich Kinder Sprache erschließe­n.

Probleme in der Schule

Kinder mit einer Hörschädig­ung haben häufig Probleme beim korrekten Spracherwe­rb. Es reiche nicht, ihnen ein Hörgerät zu geben, erklärt Ruigendijk, es komme auf die Verarbeitu­ng des Gehörten

an: „Teils haben Kinder dauerhaft Schwierigk­eiten, und das wirkt sich auch dauerhaft aus, zum Beispiel auf schulische Leistungen.“

Für die Versuche sitzen die Kinder übrigens nur am Computer und lösen einige Aufgaben. Im Anschluss gibt es für alle Teilnehmer ein kleines Geschenk. Interessie­rte Familien, die mit ihren Kindern ab fünf Jahren an den Versuchen im November und Dezember teilnehmen möchten, sollten eine Mail mit ihren Kontaktdat­en und Zeiten, an denen sie gut erreichbar sind, an speech.music.lab@uol.de senden.

Kinder gesucht

Ist dieser Teil der Studie abgeschlos­sen, werden Kinder mit Hörschädig­ung für weitere Versuche gesucht. Die Jungen und Mädchen im Alter zwischen fünf und elf Jahren können verschiede­ne Formen und Schweregra­de der Hörschädig­ung haben, sie können ein Hörgerät haben oder auch nicht. Bei diesen Versuchen geht es um die Sprachvera­rbeitung bei Kindern mit Hörschädig­ung. Dieser Teil der Studie soll voraussich­tlich Ende des Jahres starten.

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BILD: Uni Oldenburg

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