Nordwest-Zeitung

Aus Schul-AG bis zu Paralympic­s

Charlotte Hebbelmann über ihren nicht ganz so normalen Weg nach Tokio

- Von Bernd Teuber Und Jan Zur Brügge

Oldenburg – Aus Oldenburg über Hamburg nach Tokio – oder vom Küstenkana­l an die Alster und an den Sea Forest Waterway – so könnte die Ruder-Laufbahn von Charlotte Hebbelmann umschriebe­n werden. Die 26-Jährige war in diesem Jahr Teil der deutschen Paralympic­s-Delegation. Als Trainerin begleitete sie die Hamburger Para-Ruderin Sylvia Pille-Steppat nach Japan, mit der sie zuvor in der gut einjährige­n Zusammenar­beit schon EM-Bronze 2020 im polnischen Posen feiern durfte.

Dabei hatte Hebbelmann Rudern als Leistungss­port eigentlich nie im Sinn gehabt – bis sie an der Helene-LangeSchul­e spätentsch­lossen an einer Ruder-AG teilnahm. „Das war eine Zusammenar­beit der Schule mit dem ORVO. Ein Jahr lang habe ich hier in einer Nachmittag­s-AG auf dem Wasser und dem Ergometer gerudert. Einmal sind wir mit der Schule auch eine Regatta gefahren“, erzählt die 26-Jährige, die nach der Schule nach Hamburg zog, sich dort erst als Kindertrai­nerin sowie nach und nach auch im Leistungsb­ereich einen Namen machte.

In der Schule

In der Warteschle­ife

Offensicht­lich machte sie ihre Arbeit so gut, dass ihr Name fiel, als Pille-Steppat im Sommer

2020 eine neue Trainerin suchte. „Wir haben uns zum Gespräch getroffen und rasch gemerkt, dass es passt. Auch wenn es schon eine Umstellung ist“, erzählt Hebbelmann. Die 53-jährige Ruderin hatte 2020 das sportliche Ticket für die um ein Jahr verschoben­en Spiele schon in der Tasche. Ob die Trainerin ihre Athletin mit nach Japan würde begleiten dürfen, war aufgrund der Corona-Lage aber lange unklar.

In der Notlage

Umso größer war die Freude, als die positive Nachricht kam und es Ende August nach Japan gehen sollte. „Das war alles ganz anders als alles, was ich bisher kannte“, betont Hebbelmann: „Das ging schon mit der Einkleidun­g los, wo wir unheimlich viele Sachen bekommen haben. Was wir wann zu tragen haben, wurde ganz genau vorgeschri­eben.“In der Corona-Notlage in Tokio war das Paralympic­s-Abenteuer aber eingeschrä­nkt. „Es war schon schade, dass man sich nichts anschauen konnte“, meint Hebbelmann. Nur Athleten durften bei der Eröffnungs­feier ins Stadion, die Bewegungsf­reiheit war auf Paralympis­ches Dorf und Sportstätt­en beschränkt, das Land musste 48 Stunden nach dem Wettkampf verlassen werden.

In der Mensa

„Das Einzige, was man zu sehen bekam, war die 20-minütige Fahrstreck­e mit dem Shuttle zur Rennstreck­e“, erklärt Hebbelmann. So wurde das Essen in der Mensa zu einem Highlight. „Die war echt beeindruck­end. Hier traf man Sportler aus allen Nationen, die alle die gleichen Ziele und Intentione­n hatten“, sagt die 26-Jährige, die das Tragen von Handschuhe­n und Plexiglas zwischen den Tischen gern in Kauf nahm: „Ein paar Monate zuvor hieß es noch, das Essen müsste im Zimmer eingenomme­n werden.“

In der Konkurrenz

Auch sportlich war die A-Trainerin mehr als zufrieden. Pille-Steppat erreichte nach Rang drei im Vor- als Zweite des Hoffnungs- den Endlauf. Am Ende stand Platz fünf auf dem Sea Forest Waterway zu Buche. Die nächsten WM- und EMAbenteue­r warten schon.

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BILD: privat Der bisherige Höhepunkt ihrer Trainer-Karriere: Charlotte Hebbelmann (links) mit Para-Ruderin Sylvia Pille-Steppat

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