Lebenslanges Forschen wird belohnt
Physik-Nobelpreis für drei Väter von Klimaprognosen – Hamburger Klaus Hasselmann darunter
Pinar Atalay hat ihr Debüt bei der Nachrichtensendung „RTL Direkt“am Montagabend vor verhältnismäßig kleinem Publikum gefeiert. Gerade einmal 840 000 Menschen (Marktanteil 4,2 Prozent) verfolgten ab 22.30 Uhr den Start der früheren „Tagesthemen“Moderatorin (43) bei dem Newsformat. Allerdings begann „RTL Direkt“an diesem Abend wegen einer Schwerpunktsendung zur Primetime 15 Minuten später als sonst. Das dürfte sich negativ auf das Zuschauer-Echo ausgewirkt haben. Atalay führt im Wechsel mit Jan Hofer durch die Sendung. Von März 2014 bis Mai 2021 moderierte Atalay vertretungsweise die „Tagesthemen“im Ersten.
Berlin – Erst kürzlich führte der Weltklimarat erneut vor Augen, was die fortschreitende Klimaerwärmung für uns Menschen bedeutet. Ganze Weltregionen drohen unbewohnbar zu werden, Extremwettereignisse wie Überschwemmungen, Dürren und Hitze werden häufiger, Gletscher und Polkappen schmelzen, der Meeresspiegel steigt. Knapp zusammengefasst: Es wird übel. Und wenn der Treibhausgas-Ausstoß nicht drastisch zurückgeht, wird es noch übler.
Diese Prognosen wären ohne wegweisende Grundlagenstudien der 60er, 70er und 80er Jahre gar nicht möglich. Zwei der wichtigsten Wissenschaftler auf diesem Gebiet teilen sich in diesem Jahr eine Hälfte des Physik-Nobelpreises. Mit der anderen Hälfte wird Forschung zu sogenannten komplexen Systemen ausgezeichnet.
Ikonen im Klimabereich
Der heute 89-jährige Hamburger Forscher Hasselmann und der Japaner Manabe gelten unter Klimaforschern als Ikonen. Manabe wanderte in den 50er Jahren aus, um in den USA zu forschen. Grundlage für seine Erkenntnis, dass eine Zunahme an CO2 in der Atmosphäre einen deutlichen Einfluss auf die Temperatur am Boden hat, waren stark vereinfachte Modelle. Das
Goran Hansson (Mitte), Generalsekretär der Königlich Schwedischen Akademie der Wissenschaften, flankiert von Thors Hans Hansson (links) und John Wettlaufer, beide Mitglieder des Nobelkomitees für Physik, gibt die Gewinner des Nobelpreises für Physik 2021 bekannt.
dürfte auch dem damaligen Mangel an schnellen Computern geschuldet sein. In jedem Regentropfen stecke so viel Physik, dass es unmöglich sei, jedes Detail zu berechnen, wird er von der Nobel-Stiftung zitiert. Mit der Komplexität der Natur könne man nicht mithalten.
Mit komplexen Systemen hat sich auch der Italiener Giorgio Parisi beschäftigt, der eine Hälfte des Preises zugesprochen bekam. Er entdeckte versteckte Muster, die hinter scheinbar zufälligen Abläufen liegen. Grundlegende Erkenntnisse erlangte er anhand physikalischer Prozesse innerhalb
von Kupfer-Eisen-Legierungen. Später befasste sich Parisi auch mit dem Formationsflug von Staren und der regelmäßigen Wiederkehr von Eiszeiten.
Der Hunde-Vergleich
Hasselmann erdachte ein Modell, das Wetter und Klima in Verbindung setzt. Das ist eine Herausforderung, weil sich das Wetter ständig ändert und es zu einem bestimmten Zeitpunkt die verschiedensten Wetterlagen auf der Welt gibt. Wie soll man daraus ein Klimamodell erstellen?
Das Nobel-Komitee zieht einen Hunde-Vergleich: Beim Gassigehen springt der Vierbeiner um einen herum, rennt mal vor, mal zurück, mal nach links, mal nach rechts. Dabei sind die wilden Bewegungen des Hundes vergleichbar mit Veränderungen des Wetters, die geradlinige Bewegung des
Hundeführers dem Klima.
Hasselmann habe mit verschiedenen Arbeiten erst ermöglicht, dass aktuelle Modelle heute so formuliert werden könnten, sagt Johanna Baehr, Leiterin Klimamodellierung an der Uni Hamburg. „Er versucht, die Entwicklung des Klimas mit Gleichungen zu beschreiben.“
entspreche
„Eine saubere Theorie“
Der deutsche Preisträger beschäftigte sich auch damit, wie die Einflüsse, die auf das Klimasystem wirken, zu unterscheiden sind. „Klaus Hasselmann hat mit einer sauberen Theorie belegt, dass die Menschen das Klima ändern. Er hat den mathematischen und naturwissenschaftlichen Beweis geliefert“, sagte der deutsche Klimaforscher Hartmut Graßl, der ein langjähriger Kollege von Hasselmann ist.