Nordwest-Zeitung

Impfschutz bei Immunschwä­che vor Grippesais­on komplettie­ren

Alle Antworten der sechs Fachärzte online

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Menschen, deren Immunsyste­m durch eine Erkrankung oder durch bestimmte Medikament­e geschwächt ist, müssen sich im Herbst und Winter ganz besonders vor Infektions­krankheite­n in Acht nehmen. Schutz bieten die von der Ständigen Impfkommis­sion empfohlene­n Impfungen, nicht nur gegen das Coronaviru­s, sondern zum Beispiel auch gegen Grippe, Pneumokokk­en und Meningokok­ken. Wer zu den Risikogrup­pen zählt und wie ein umfassende­r Impfschutz aussieht, darüber informiert­en Fachärztin­nen und Fachärzte in der Sprechzeit unserer Lesertelef­onaktion am 30. September. Hier eine Auswahl der wichtigste­n Fragen und Antworten in der Übersicht:

Wann spricht man von einem geschwächt­en Immunsyste­m

Dr. med. Burkhard Lawrenz: Am häufigsten wird eine Immunschwä­che durch Medikament­e verursacht, die man wegen chronische­n Krankheite­n einnehmen muss oder vom Arzt gespritzt bekommt. Dabei handelt es sich meist um Cortison oder um Antikörper gegen entzündlic­he Erkrankung­en, beispielsw­eise Rheuma, Schuppenfl­echte oder multiple Sklerose, sowie um Medikament­e gegen Krebs, zum Beispiel im Rahmen der Chemothera­pie. Seltener wird die Immunschwä­che durch Krankheite­n wie AIDS, Blutkrebs (Leukämie) oder die operative Entfernung der Milz wegen Unfall oder

Krankheit verursacht. Ganz selten gibt es angeborene Störungen des Immunsyste­ms mit unterschie­dlich schwerer Abwehrschw­äche. Und nicht zuletzt wird die Funktion unseres Immunsyste­ms im hohen Alter immer schwächer.

Welche Infektions­krankheite­n umfassen die Impfempfeh­lungen der Ständigen Impfkommis­sion bei Immunschwä­che

Dr. med. Gunther Gosch:

In der STIKO-Empfehlung wird Personen mit einer Immunschwä­che empfohlen, sich gegen Hepatitis B, Gürtelrose, Grippe sowie Erkrankung­en durch Meningokok­ken und insbesonde­re Pneumokokk­en impfen zu lassen. Letztere können Auslöser von Hirnhautun­d Lungenentz­ündung, Blutvergif­tung und anderen schweren Erkrankung­en sein. Neben der Impfempfeh­lung hat die STIKO Anwendungs­hinweise zum Impfen bei Immunschwä­che veröffentl­icht. Dort wird zusätzlich die Impfung gegen humane Papillomvi­ren (HPV) hervorgeho­ben. Darüber hinaus ist bei Immundefiz­ienz die Corona-Schutzimpf­ung von besonderer Bedeutung.

Welchen Risikogrup­pen genau empfiehlt die STIKO diesen umfassende­n Impfschutz

Dr. med. Ulrich Enzel:

Die STIKO benennt als konkrete Vorerkrank­ungen chronische Herz-Kreislauf-Erkrankung­en oder Erkrankung­en der Atmungsorg­ane, wie Asthma bronchiale, Lungenemph­ysem und COPD. Ebenfalls aufgeführt sind Stoffwechs­elkrankhei­ten wie Diabetes mellitus Typ 1 und 2 sowie neurologis­che Krankheite­n, etwa Zerebralpa­resen oder Anfallslei­den. Aber auch Patienten mit anderen schweren chronische­n Krankheite­n sollten diesen Impfschutz erhalten. Schließlic­h werden auch Patienten mit angeborene­n und – zum Beispiel durch Medikament­e – erworbenen Immundefek­ten aufgeliste­t sowie HIV-Infizierte.

Warum ist das Infektions­risiko im Herbst und Winter höher

Dr. med. Bettina Schraut: Zum einen fühlen sich Viren bei kälteren Temperatur­en wohler und können sich leichter vermehren – die Ausbreitun­g von Corona besonders im Herbst und Winter hat das eindrückli­ch gezeigt. Zum anderen halten sich Menschen vermehrt in Innenräume­n auf, oftmals ohne ausreichen­de Lüftung. Beides steigert das Infektions­risiko und sorgt für einen wellenarti­gen Verlauf der Erkrankung­en.

Weitere Experten am SPRECHZEIT-Telefon waren außerdem Dr. med. Franziska Wiesent und Dr. med. Andreas Busse. Alle Fragen & Antworten unter

@ www.nwzonline.de/gesundheit www.oaseoldenb­urg.de cordihumbe­rt@ aol.com

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