Bremerhavener Thunfisch-Riese wiegt 285 Kilogramm
Norweger haben immer häufiger ehemalige Exoten an Langleinen – Folge des Klimawandels
Bremerhaven – Mit großen Fischen kennt Patrick Fiedler sich aus. Immer wieder bietet der Bremerhavener Geschäftsmann im Fischmarkt am Schaufenster Ungewöhnliches aus dem Meer an. Weißen Heilbutt zum Beispiel. „Der schmeckt den Leuten nicht nur, sie finden es auch spektakulär, mal einen 120-Kilo-Butt ganz aus der Nähe zu sehen.“Jetzt hat sich Fiedler selbst getoppt. Abgeliefert wurde bei ihm ein wahrer Thunfisch-Riese aus norwegischen Gewässern.
Auch Roter Thun genannt
„Nach dem Auspacken konnten wir feststellen, dass die Norweger bereits Kopf und Schwanz des ehemals 285-Kilo-Tieres abgetrennt hatten. So war es abgesprochen. Jetzt wiegt der Blauflossen-Thun aber noch immer 256 Kilo“, er
Patrick Fiedler mit einem großen Filet
klärt Fiedler. Es sei der größte Fisch, den er je verkauft habe.
Hinzu kommt, dass der Blauflossen-Thun, auch als Roter Thunfisch bezeichnet, in der Region nur sehr selten zu haben ist. Das mag daran liegen, dass die Tiere bis letztes Jahr noch unter Schutz stan
So wurde der Riesen-Thun gefangen.
den. Inzwischen haben sich die Bestände nicht nur sprunghaft erhöht, sie übersteigen auch die Zahl der Gelbflossen-Thunfische.
Die meisten Fischliebhaber dürften Thunfische im Indischen Ozean verorten. Doch tatsächlich kommen sie vor
Norwegen und sogar vor Island immer häufiger vor. Gefangen werden sie an Langleinen, mit denen die Fischer eigentlich andere Arten fanden wollen. Doch der Thun ist an den Haken immer häufiger vertreten.
Forscher des Bremerhavener Thünen-Instituts führen den Umzug der Thunfische vom warmen ins kalte Wasser auf den Klimawandel zurück. „Wenn sich die Verbreitung so fortsetzt, möchte ich nicht ausschließen, dass man in einiger Zeit vor Helgoland Thunfisch sehen kann“, glaubt Fiedler.
Deckel zum Surfen
Der Chef beauftragte seinen Mitarbeiter André Vogt damit, den Riesen-Thun aus Norwegen zu zerlegen. „Als die Kiste mit dem Fisch angeliefert wurde, ahnte ich schon, was auf mich zukommt. Allein der Deckel war so groß, dass man ihn als Surfbrett hätte nutzen können“, erzählt Vogt augenzwinkernd.
Kenner mögen Thun
Fiedler und Vogt wissen, dass der Blauflossen-Thunfisch von Kennern sehr geschätzt wird. Sein Fleisch unterscheidet sich in Geschmack und Qualität von dem anderer Thun-Arten und hat daher seinen Preis. SushiFans dürften sich für das Filet vom Bauch interessieren. Es ist besonders fetthaltig und schmeckt durchaus ungewöhnlich. Braten sollte man Bauchfleisch aber nicht.
„Ich bin sehr gespannt, wie die Kundschaft auf unser Angebot reagiert. Es ist ein Versuch. Sollte sich zeigen, dass die Vermarktung erfolgreich ausfällt, könnte ich mir durchaus vorstellen, hin und wieder weiterhin Thunfisch aus nordischen Gewässern kommen zu lassen“, überlegt Fiedler.