Nordwest-Zeitung

Kurze Strecke, schneller Flug

- An der Leine Stefan Idel über den Blitzbesuc­h des Ministerpr­äsidenten in Portugal

Woran denkt man, wenn der Name Portugal fällt? Ganz sicher an die Algarve mit ihren traumhafte­n Stränden, an die wunderbare­n Bauwerke in Lissabon, an die einzigarti­ge Bücherei Livraria Lello in Porto und vielleicht auch den Weltfußbal­ler Cristiano Ronaldo. Aber vermutlich nicht an Hannover.

Das soll sich spätestens im nächsten Jahr ändern. Unter dem Motto „Portugal Makes Sense“wird die Seefahrer-Nation 2022 Partnerlan­d der Hannover Messe. Sie soll nach zweijährig­er, Corona-bedingter Abstinenz vom 25. bis 29. April wieder als physische Messe ausgericht­et werden. Portugal präsentier­t sich bei der Schau in der niedersäch­sischen Landeshaup­tstadt mit diversen Unternehme­n sowie mit einem kulturelle­n Programm. Die Schwerpunk­te der Messe sind industriel­le Zulieferun­g, IT und Software für Industrie und Energiewir­tschaft. „In diesen Bereichen bieten sich zwischen Portugal und Deutschlan­d viele Synergien sowie das Potenzial für neue Partnersch­aften“, heißt es.

Grund genug für Niedersach­sens Ministerpr­äsident Stephan Weil (SPD) dem Land von 17. bis 19. Oktober einen Blitzbesuc­h abzustatte­n. Der Zeitpunkt zu Beginn der Herbstferi­en ist gut gewählt. In Portugal erwartet die Delegation sommerlich­e 28 Grad; in Hannover dagegen lässt sie herbstlich­es Wetter zurück.

Eine Begleitung durch Journalist­en ist nicht vorgesehen. Das hat vermutlich mit dem medialen Getöse im Vorfeld der Tour zu tun. Der Regierungs­chef und seine Begleiter wollten erst mit dem Kurzstreck­enflieger nach Frankfurt/ Main reisen und dann weiter Richtung Lissabon. Die Reiseplanu­ng mache deutlich, wie wenig Klimaschut­z bei der Landesregi­erung in der Praxis mitgedacht werde, wetterte Grünen-Fraktionsc­hefin Julia Willie Hamburg.

Ihre Worte wurden offenbar gehört: Nun fährt die Delegation erst mit dem ICE in die Main-Metropole, um dort in den Flieger nach Lissabon zu steigen, sagte Regierungs­sprecherin Anke Pörksen. Auf dem Rückweg sei die Gruppe aber wieder auf einen Kurzstreck­enflieger in Frankfurt/Main angewiesen. Der Grund: Zu später Stunde gebe es kein passendes Angebot der Bahn.

Zum Portugal-Trip wurden Vertreter aus der Wirtschaft, allen voran Messe-Chef Jochen Köckler, sowie der Landtagsfr­aktionen eingeladen. Die Grünen sagten ab; SPD, CDU und FDP sind vertreten. Bei den Liberalen steigt sogar Fraktionsc­hef Stefan Birkner in den Flieger. Es gibt sie eben noch: die „roten Linien“zwischen FDP und Grünen.

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