Kurze Strecke, schneller Flug
Woran denkt man, wenn der Name Portugal fällt? Ganz sicher an die Algarve mit ihren traumhaften Stränden, an die wunderbaren Bauwerke in Lissabon, an die einzigartige Bücherei Livraria Lello in Porto und vielleicht auch den Weltfußballer Cristiano Ronaldo. Aber vermutlich nicht an Hannover.
Das soll sich spätestens im nächsten Jahr ändern. Unter dem Motto „Portugal Makes Sense“wird die Seefahrer-Nation 2022 Partnerland der Hannover Messe. Sie soll nach zweijähriger, Corona-bedingter Abstinenz vom 25. bis 29. April wieder als physische Messe ausgerichtet werden. Portugal präsentiert sich bei der Schau in der niedersächsischen Landeshauptstadt mit diversen Unternehmen sowie mit einem kulturellen Programm. Die Schwerpunkte der Messe sind industrielle Zulieferung, IT und Software für Industrie und Energiewirtschaft. „In diesen Bereichen bieten sich zwischen Portugal und Deutschland viele Synergien sowie das Potenzial für neue Partnerschaften“, heißt es.
Grund genug für Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) dem Land von 17. bis 19. Oktober einen Blitzbesuch abzustatten. Der Zeitpunkt zu Beginn der Herbstferien ist gut gewählt. In Portugal erwartet die Delegation sommerliche 28 Grad; in Hannover dagegen lässt sie herbstliches Wetter zurück.
Eine Begleitung durch Journalisten ist nicht vorgesehen. Das hat vermutlich mit dem medialen Getöse im Vorfeld der Tour zu tun. Der Regierungschef und seine Begleiter wollten erst mit dem Kurzstreckenflieger nach Frankfurt/ Main reisen und dann weiter Richtung Lissabon. Die Reiseplanung mache deutlich, wie wenig Klimaschutz bei der Landesregierung in der Praxis mitgedacht werde, wetterte Grünen-Fraktionschefin Julia Willie Hamburg.
Ihre Worte wurden offenbar gehört: Nun fährt die Delegation erst mit dem ICE in die Main-Metropole, um dort in den Flieger nach Lissabon zu steigen, sagte Regierungssprecherin Anke Pörksen. Auf dem Rückweg sei die Gruppe aber wieder auf einen Kurzstreckenflieger in Frankfurt/Main angewiesen. Der Grund: Zu später Stunde gebe es kein passendes Angebot der Bahn.
Zum Portugal-Trip wurden Vertreter aus der Wirtschaft, allen voran Messe-Chef Jochen Köckler, sowie der Landtagsfraktionen eingeladen. Die Grünen sagten ab; SPD, CDU und FDP sind vertreten. Bei den Liberalen steigt sogar Fraktionschef Stefan Birkner in den Flieger. Es gibt sie eben noch: die „roten Linien“zwischen FDP und Grünen.