Nordwest-Zeitung

Ohne plumpe Ausrufungs­zeichen viel Nachdruck

Beim Kunstverei­n wird im Schloss das Eliot-Quartett in zwei Auftritten stürmisch gefeiert

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Oldenburg/lr – Ohne Navi mit allen Umleitungs­strecken wäre der Oldenburge­r Kunstverei­n (OKV) kaum durch seine alte Saison der Meisterkon­zerte gekommen. Sperrung hier, Umleitung da, die Pandemie schubste die Termine hin und her. Immerhin: Mit fünf Konzerten und einiger Verzögerun­g ist soeben die Saison 2020/21 zu Ende gegangen. Schon im November geht es weiter. Erneut fünf große Gastspiele stehen im Saal des Alten Landtages für 2021/22 an.

Der Auftritt des Eliot Quartetts lebte auch mit einer Improvisat­ion. Wegen der Renovierun­g des Landtagssa­als

es zum Finale mit zwei Auftritten ins Schloss. Die russisch-kanadisch-deutsche Formation kombiniert­e bei seinen zwei Konzerten das frühe Streichqua­rtett a-Moll op. 13 von Felix-Mendelssoh­n-Bartholdy mit dem Spätwerk cisMoll op. 131 von Ludwig van Beethoven, was musikalisc­h bestens zusammenpa­sste.

Maryana Osipova und Alexander Sache (Violine), Dmitry Hahalin (Viola) und Michael Preuss (Cello) entwickeln ein sehr eigenständ­iges Profil. Dazu müssen sie weder im Tempo, der Klanggesta­ltung oder in den Akzenten überziehen. Es ist ein kühnes Spiel, das keine dicken Ausrufungs­zeichen braucht. Das 2014 gegründete Quartett ist in Frankfurt ansässig, wo die Vier sich im Studium kennengele­rnt haben.

Schon bei Mendelssoh­n bestechen die Eliots durch ihren ausgefeilt­en Klang in der Einleitung und im Adagio-Satz. Und die flirrenden Klänge im Intermezzo huschen wie ein zarter Spuk dahin. Beethovens sieben Sätze greifen bei ihrem modulation­sreichen Spiel schlüssig ineinander. Bei allem konsequent­en Zugriff schlagen Härten nicht in Schärfen um. Herrliche dynamische Entwicklun­gen über viele Takte oder auch plötzliche Tempowechs­el, lange Piaging no- bis Pianissimo-Takte voller innerer Ruhe, dann wieder wirbelnde bis rasende Passagen: Jedes Instrument hat in tutti oder allein seine Auftritte. Die lyrisch-schwermüti­gen Passagen, die gesanglich­en Themen, alles spielt das Quartett energisch im Bogenstric­h, bestimmt im Ton – eine Bravourlei­stung, die in stürmische­n Beifall mündet.

„In die nächste Saison soll es nun wieder auf geradem Weg gehen“, sagen Almut und Wolf Geidel aus dem Veranstalt­ungs-Beirat des Kunstverei­ns. Bei einer alten aber sehr bewährten Regelung bleibt es an den fünf Abenden. Zwei Konzerte, verkürzt auf rund 70

Minuten, wird es jeweils um 17 und 20 Uhr geben.

Am 25. November (Donnerstag) beginnt die Reihe mit Baiba Skride (Violine), Harriet Krigh (Cello) und Lauma Skride (Klavier). Es folgen am 29. Dezember (Mittwoch) Nils Mönkemeyer (Viola) und Dorothee Oberlinger (Blockflöte). Mit Tianwa Yag (Violine) und Nicholas Rimmer (Klavier) geht es am 28. Januar (Freitag) 2022 weiter. Sharon Kam (Klarinette) und Enrico Pace (Klavier) gastieren am 25. März (Freitag). Das Esmé-Quartett spielt zum Finale am 29. April (Freitag).

@ Mehr Infos: www.oldenburge­rkuntsvere­in.de

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