Nordwest-Zeitung

„Lasst uns offen über Krebs sprechen“

Musikerin Vanessa Maurischat über ihre Brustkrebs­erkrankung – Aufritt beim Aktionstag

- Von Johanna Dägling

2020 erkrankte Vanessa Maurischat an Brustkrebs. Seitdem setzt sie sich für einen offenen Dialog über die Krankheit ein. An diesem Freitag tritt sie beim Aktionstag Brustkrebs im Core auf.

Warum haben Sie sich dafür entschiede­n, so offen über Ihre Erfahrunge­n mit Brustkrebs zu sprechen? Maurischat: Weil ich finde, dass es total nötig ist! So viele Menschen sind davon betroffen, trotzdem ist Krebs in unserer Gesellscha­ft immer noch ein großes Tabu-Thema. Es wird nur unter vorgehalte­ner Hand darüber gesprochen und in der S-Bahn setzten sich Leute weg, wenn sie eine Person sehen, die eine ChemoGlatz­e hat – als ob Krebs ansteckend wäre. Lasst uns offen darüber sprechen! Krebs gehört, wie jede Krankheit, zum Leben dazu.

Wie hat sich der Brustkrebs zu Beginn bemerkbar gemacht? Maurischat: Ich habe schon monatelang vor der ärztlichen Diagnose gemerkt, dass etwas nicht stimmt. Jeden Monat während der Menstruati­on habe ich an der Brust einen harten Teil gespürt. Alle haben gesagt, es sei nur eine Zyste oder eine Entzündung. Während des Zyklus’ verschwand die Verhärtung, kam aber jeden Monat zur Menstruati­on wieder und wurde größer. Nach drei Monaten war es riesig, wie so ein Holz-Osterei (lacht).

Im Frühjahr 2020 haben Sie eine Chemothera­pie begonnen. Wie haben Sie die Chemo erlebt? nesung beschäftig­t.

Gab es einen besonders schlimmen Moment? Maurischat: Ich glaube, für meine Familie war die Zeit viel schlimmer, weil sie nichts tun konnten. Ich dagegen habe sogar eine besonders schöne Zeit erlebt: Als die harte Chemo vorbei war, ging es mir langsam besser und ich war plötzlich schon sehr früh morgens wach. Da habe ich mir einen Kaffee gemacht und zum ersten Mal die Morgenstun­den richtig schön erlebt. Sonst habe ich das immer verschlafe­n (lacht).

Chemothera­pie und Medikament­e haben angeschlag­en, Sie wurden gesund und konnten auch Ihre Brust behalten. Wie geht es Ihnen heute, anderthalb Jahre nach der Diagnose?

Maurischat: Ich nehme Dinge gelassener. Früher habe ich mich bei Aufritten viel mehr gestresst. Heute denke ich: Was soll passieren, das alles ist ja nicht lebensbedr­ohlich. Trotzdem bin ich häufig noch erschöpft und muss alles langsam angehen. Und manchmal ist da auch die Angst, dass der Krebs wiederkomm­t.

Was möchten Sie Betroffene­n mit auf den Weg geben? Maurischat: Nichts kommt tatsächlic­h so schlimm wie in unserer eigenen angsterfül­lten Vorstellun­g davon. Egal ob es Krebs ist, eine Trennung oder der Jobverlust, ich habe gemerkt: Der beste Weg ist, die Situation anzunehmen und weiterzuma­chen. Außerdem möchte ich allen Frauen wirklich ans Herz legen, früh genug zur Vorsorge zu gehen. Es kann nie früh genug sein!

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