Der Verzicht verdient Respekt
Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier und Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer verzichten. Beide werden ihre Bundestagsmandate, die sie nicht direkt gewinnen konnten, sondern nur über die CDU-Landesliste im Saarland errangen, nicht wahrnehmen. Sie machen damit Platz für zwei deutlich jüngere, schon bewährte Kräfte in den eigenen Reihen, damit diese ins Parlament zurückkehren können.
Der Schritt verlangt Respekt, Anerkennung. Das gilt umso mehr, wenn man weiß, dass den beiden diese Entscheidung sicher alles andere als leichtgefallen ist. Ein Peter Altmaier ohne die Berliner Politik ist kaum vorstellbar. Aus ihr schöpft er seine Kraft, seine Lebenslust. Und auch Kramp-Karrenbauer hatte eigentlich noch viel vor.
Dass beide dennoch zurückziehen, ist nobel und ein mahnendes Signal an etliche in ihren Reihen, es ihnen nachzutun. Man denke etwa an den sicher verdienstvollen Bundestagspräsidenten Wolfgang Schäuble, der seinen ganz eigenen Anteil an der Malaise der Partei hat.
Nach der historischen Wahlniederlage der CDU ist jetzt der Zeitpunkt, das Wort „Erneuerung“nicht nur im Munde zu führen, sondern auch danach zu handeln. Jeder im Partei-Establishment, nicht nur Armin Laschet als Vorsitzender, sollte sich fragen, ob er nicht auch seinen Beitrag dazu geleistet hat, dass die CDU dort steht, wo sie aktuell steht.
Kramp-Karrenbauer und Altmaier machen vor, wie man stilvoll sagen kann: Ich habe verstanden.
Damit es aber kein Vertun gibt: Erneuerung ist natürlich nichts, was nur mit Alter zu tun hat. Neue Gesichter müssen nicht unbedingt junge Gesichter sein. Aber unbedeutend ist der Generationenfaktor eben auch nicht.
Denn wenn junge Menschen bei der letzten Wahl lieber die FDP und die Grünen gewählt haben, dann lässt sich daraus sicher folgern, dass es ihnen vielfach an Identifikationsfiguren in der CDU gefehlt hat und fehlt. Diesen Aspekt sollten im Übrigen alle Parteien im Blick behalten – aus ganz eigenen Interessen.