Mit Interessengemeinschaft für mehr Mitsprache
Unzufriedenheit mit Leistungen der GSG und Johanniter – Wunsch nach gemeinsamer Lösung
Oldenburg – In das Haus am Alten Postweg waren im Frühjahr 2020 mehr als 20 Personen eingezogen. Das betreute Wohnen der GSG am Klingenbergplatz sollte ihnen als Vorstufe zum Pflegeheim dienen, Selbstständigkeit ermöglichen, aber gleichzeitig Betreuung und Beratung sicherstellen – sofern notwendig.
Viele Bewohner sind enttäuscht. Sie haben das Gefühl, nicht das bekommen zu haben, für das sie einen Vertrag unterschrieben haben und Geld bezahlen. Erst vor einigen Wochen hat sich innerhalb des Hauses eine Interessengemeinschaft gebildet, die diese Themen nun angehen möchte. „Gerne würden wir gemeinsam mit der GSG eine Lösung finden“, sagt Eleonore Behrendsen, die für das Wohnkonzept extra aus SchleswigHolstein nach Oldenburg gezogen ist. „Allerdings haben wir zum Teil nicht das Gefühl, dass unsere Anliegen ernst genommen werden“, ergänzt Günter Kositzki. Mittlerweile sei der Großteil der Bewohner der Interessengemeinschaft beigetreten.
Mehrere strittige Punkte
Dabei gibt es mehrere Punkte, die laut Aussage der Bewohner von der GSG nicht eingehalten worden seien. Das fange bereits bei Kleinigkeiten, wie einem falsch angebrachten Schild vor dem Haus an. „Darauf steht, dass der Hauseingang über die Klingenbergstraße erfolgt. Aber die eigentliche Eingangstür befindet sich direkt neben dem Schild“, sagt Behrendsen.
Ein größeres Problem seien die Küchen, die in jede Wohnung eingebaut werden sollten. Kurz vor Vertragsabschluss habe es geheißen, dass doch keine Küche eingebaut werde. „Eine Frau aus unserem Haus hat vor dem Amtsgericht geklagt und recht bekommen“, sagt der 92-jährige Kositzki, der sich der Klage der Frau angeschlossen hatte. Beide bekamen von der GSG Geld für eine Küche. Auch alle anderen Bewohner bekamen einen festen Betrag der, so Kositzki, viel zu niedrig sei: „Die GSG hat ihren Vertrag mit uns gebrochen.“
Darüber hinaus gebe es in der Wohnanlage einen Gemeinschaftsraum, der für die Bedürfnisse der Bewohner zu klein sei. „Unsere Mieterversammlung mussten wir woanders abhalten, weil hier nicht alle reinpassen“, sagt Eleonore Behrendsen. Laut Vertrag stünden jedem Bewohner rund 25 Quadratmeter gemeinschaftlich genutzter Fläche zu. Der Gemeinschaftsraum selbst sei jedoch nicht
Haben gemeinsam mit anderen Bewohnern eine Interessengemeinschaft gegründet: (v.l.) Eleonore Behrendsen, Adele Emken, Hans Diehl und Günter Kositzki
mal 40 Quadratmeter groß.
Zu wenig Betreuung
Ein weiterer Punkt sei die Betreuung der Johanniter-Unfall-Hilfe. Laut Aussage der Bewohner komme der Betreuer lediglich für wenige Stunden in der Woche. „Er klopft an der Tür und fragt, ob alles in Ordnung
ist“, schildert Adele Emken. Zwar mache er seine Arbeit sehr gut und trete für die Anliegen der Bewohner ein, allerdings bleibe für den intensiven Austausch mit einzelnen Bewohnern zu wenig Zeit. „Dabei bekommen die Johanniter jeden Monat viel Geld von uns für die Betreuung und den Hausnotruf“, sagt Kositzki.
Die Interessengemeinschaft wünscht sich insgesamt mehr Mitgestaltungsrecht. Das Geld, das für Leistungen gedacht ist, die von der GSG und den Johannitern nicht erbracht würden, solle auf ein separates Konto eingezahlt werden. „Unter Verwendung dieses Geldes möchten wir ein vorbildliches und inklusives
Betreuungsmodell schaffen, mit dem alle zufrieden sind“, sagen die Mitglieder der Interessenvertretung.
Sie wünschen sich darüber hinaus einen ehrenamtlichen Geschäftsführer. „Wir brauchen eine gute Zusammenarbeit zwischen Jung und Alt und brauchen einen engagierten Vertreter“, sagen sie.