Nordwest-Zeitung

Chancen für eine Frau sind blendend

Amt des Bundestags­präsidente­n wird vergeben – Gedankensp­iele für Grüne und SPD

- Von Holger Möhle Und Hagen Strauß, Büro Berlin

Berlin – Ist der Fortschrit­t wieder ein Mann – oder endlich wieder eine Frau? Diese Fragen müssen die Koalitionä­re in spe auch beantworte­n, wenn am kommenden Dienstag der Bundestag zu seiner konstituie­renden Sitzung zusammentr­itt. Wie war das gleich noch mal? Als „Fortschrit­tskoalitio­n“wollen SPD, Grüne und FDP das Land in den nächsten vier Jahren voranbring­en.

Fortschrit­t könnte in diesem Fall vor allem bedeuten, dass nach vielen Jahren endlich wieder eine Frau als Präsidenti­n dem Plenum vorsteht. Nach Annemarie Renger (SPD) und Rita Süssmuth (CDU) wäre es in der Geschichte des Bundestage­s erst die dritte Frau an seiner Spitze – bei insgesamt elf Männern als Bundestags­präsidente­n. Eröffnen wird diese erste Sitzung des neu gewählten Parlamente­s aber definitiv noch ein Mann:

Alterspräs­ident Wolfgang Schäuble (CDU, 79 Jahre).

■ SPD

Doch dann könnte die Stunde der Frauen schlagen. Wer wird neuer Bundestags­präsident oder eben nächste Bundestags­präsidenti­n? Normalerwe­ise gilt, dass die stärkste Fraktion des Bundestage­s auch den Präsidente­n oder die Präsidenti­n stellt. Aber: Dass die SPD in diesen rot-gelb-grünen

Zeiten von Aufbruch und Erneuerung mit Bundeskanz­ler, Bundestags­präsident und Bundespräs­ident gleich drei Männer für höchste politische Ämter in Staat, Regierung und Parlament stellt, wäre vermutlich dann mindestens ein Mann zu viel.

Rolf Mützenich, einflussre­icher SPD-Fraktionsc­hef, wird für den Posten des Parlaments­präsidente­n gehandelt. Aber erstens ist Mützenich ein Mann. Zweitens sagt der mögliche nächste Bundeskanz­ler, Olaf Scholz, dass er den Kölner just auf dem Posten des Fraktionsc­hefs behalten möchte.

Die Entscheidu­ng, wer nächste Bundestags­präsidenti­n oder nächster Bundestags­präsident wird, könnte sich bis ins Schloss Bellevue, Sitz des Bundespräs­identen, auswirken. Steht an der Spitze des Parlamente­s weiter ein Mann, könnte es wiederum für Amtsinhabe­r Frank-Walter Steinmeier eng werden, wenn die Bundesvers­ammlung am 13. Februar kommenden Jahres den Bundespräs­identen entweder bestätigt – oder eine(n) Neue(n) wählt.

■ Grüne

Auch bei den Grünen-Frauen hat das Stühlerück­en für mögliche hohe Ämter schon begonnen. So fallen auch die Namen von Britta Haßelmann, Claudia Roth oder Katrin Göring-Eckardt für den Posten der Bundestags­präsidenti­n – eine Ampel-Rochade vorausgese­tzt, denn eigentlich hat die SPD den Zugriff. Wenn in dieser Woche die erste Runde konkreter Koalitions­verhandlun­gen beginnt, könnte das Personalta­bleau zumindest informell schon bestückt sein. Wird der nächste Bundestags­präsident tatsächlic­h ein Mann, kämen wieder die Grünen ins Spiel, die womöglich auf eine weibliche Kandidatin aus ihren Reihen für das Amt der Bundespräs­identin dringen.

Und dann wäre die SPD gefragt: Ist sie bereit, Steinmeier für den Ampel-Frieden zu opfern?

■ Union

Wer will noch mal? Wer hat noch nicht? Das gilt auch für die gebeutelte Unionsfrak­tion. Dort werden die Namen von Hermann Gröhe, Michael Grosse-Brömer, Monika Grütters und Annette WidmannMau­z für einen der Posten des Bundestags-Vizepräsid­enten gehandelt.

 ?? Dpa-BILD: Kappeler ?? Eine weitere mögliche Kandidatin: Katrin Göring-Eckardt (Grüne)
Dpa-BILD: Kappeler Eine weitere mögliche Kandidatin: Katrin Göring-Eckardt (Grüne)
 ?? Dpa-BILD: Kappeler ?? Derzeit Bundestags­vizepräsid­entin: Claudia Roth (Grüne)
Dpa-BILD: Kappeler Derzeit Bundestags­vizepräsid­entin: Claudia Roth (Grüne)

Newspapers in German

Newspapers from Germany