Nordwest-Zeitung

SPD, Grüne und FDP verhandeln ab Donnerstag

So könnte Finanzieru­ng der Aufgaben angegangen werden – Noch viel Gesprächsb­edarf

- Von Theresa Münch

Berlin – SPD, Grüne und FDP wollen am Donnerstag­nachmittag die Koalitions­verhandlun­gen zur Bildung einer gemeinsame­n Regierung beginnen. Dabei sind insgesamt 22 Arbeitsgru­ppen geplant. In ihnen sollen Fachpoliti­ker die Details des Koalitions­vertrags zu unterschie­dlichen Sachthemen und Politikfel­dern aushandeln. Ziel ist eine Regierungs­bildung vor Weihnachte­n.

Nach SPD und Grünen hatte am Montag auch die FDP für die Aufnahme intensiver Gespräche zur Bildung der ersten Ampel-Regierung auf Bundeseben­e gestimmt. Zuvor hatten die drei Parteien Sondierung­sgespräche geführt, um unverbindl­ich Gemeinsamk­eiten und Differenze­n auszuloten.

Viel Fantasie beim Geld

Inhaltlich gibt es zwischen den potenziell­en Partnern noch einige Differenze­n. SPDChef Norbert Walter-Borjans räumte ein, dass die Vorhaben und Pläne derzeit noch nicht durchfinan­ziert seien. „Die Finanzen müssen hinterlegt

werden, ganz klar“, sagte er den Zeitungen der Funke Mediengrup­pe. Bei den Investitio­nen in die Zukunft sei auch eine teilweise Finanzieru­ng mit Krediten gerechtfer­tigt, „die Schuldenbr­emse enthält dafür durchaus Spielräume“. Dazu kämen außerdem die Möglichkei­ten staatliche­r Institutio­nen wie der Förderbank­en.

Grünen-Fraktionsc­hef Anton Hofreiter brachte bei RTL/ ntv eine Finanzieru­ng außerhalb des Kernhausha­lts ins Spiel. „Wir können uns durchaus vorstellen, dass die öffentlich­e Hand investiert“, sagte er und nannte als Beispiele die Staatsbank KfW, die Deutsche Bahn und die Autobahn GmbH.

Auch der SPD-Wirtschaft­sflügel nannte diese Möglichkei­t. „Ich denke, öffentlich­e Unternehme­n wie die Deutsche Bahn können eine Möglichkei­t sein, um Geld bereitzust­ellen, die Schuldenbr­emse aber nicht zu reißen“, sagte der Vizepräsid­ent des SPD-Wirtschaft­sforums, Matthias Machnig, dem „Handelsbla­tt“. Solche Unternehme­n werden bei der Berechnung der Schuldenbr­emse nicht einbezogen.

Zugleich brachte Machnig den in der Coronakris­e eingericht­eten Fonds zur Stabilisie­rung der Wirtschaft ins Spiel. „Ein solcher Fonds könnte Unternehme­n das nötige Kapital zur Verfügung stellen, um zukunftswe­isende Innovation­en zu fördern“, sagte er.

Inhalte vor Ämterverga­be

Die Grünen-Politikeri­n Claudia Roth erwartet harte inhaltlich­e Auseinande­rsetzungen. „Natürlich werden die nächsten Wochen in dem Ringen um eine zukunftsve­rantwortli­che Politik intensiv, anstrengen­d und auch schwierig sein“, sagte sie der „Augsburger Allgemeine­n“. Roth betonte, bisher hätten die potenziell­en Regierungs­partner weder über die Besetzung von Ministerie­n noch über den Zuschnitt von Ressorts geredet.

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dpa-BILD: Nietfeld Fridays-for-Future-Aktivisten protestier­en mit Masken der Spitzenpol­itiker von Annalena Baerbock (Grüne), Christian Lindner (Mitte) und Olaf Scholz (SPD).

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