„Keine Vorkämpferin für Frauenrechte“
Katharina Böhm über ihre Rolle als Kommissarin in der Krimiserie „Die Chefin“
Seit zehn Jahren spielt Katharina Böhm die Rolle der stets Cola trinkenden Ermittlerin Vera Lanz aus München. Im Gespräch erzählt sie, was sich in dieser Zeit alles geändert hat – und was es mit dem Wunsch nach einer Brille auf sich hat.
Frau Böhm, vor rund zehn Jahren haben Sie den Job der Chefin in der gleichnamigen ZDFSerie angetreten. Macht’s noch Spaß?
Böhm: Es macht mir nach wie vor sehr viel Spaß. Zum Glück, denn sonst wäre es angesichts der vielen Zeit, die ich jedes Jahr in diese Serie investiere, zu harte Arbeit.
Wie haben sich die Arbeitsbedingungen im Lauf von zehn Jahren geändert?
Böhm: Zunächst mal ist weniger Geld da als früher, aber darunter haben ja alle Fernsehproduktionen zu leiden. Das heißt, man muss beim Drehen sehr viel stringenter sein als früher. Stringent vorgegangen bin ich zwar schon immer, aber jetzt muss man auf jeden Drehtag extrem gut vorbereitet sein. Es müssen zum Beispiel mehr Motive an einem Tag abgedreht werden. Wir drehen pro Tag zwischen sechs und neun Minuten Sendezeit, das ist schon eine ganze Menge.
Wie viele Drehtage brauchen Sie für eine Folge? Böhm: Zwölf, und das ist für einen 60-minütigen Krimi schon relativ sportlich. Es ist für uns Schauspieler und alle Beteiligten alles in allem einfach mehr Arbeit als früher. Das bedeutet wie gesagt vor allem mehr Vorbereitung: Wenn wir drehen, investiere ich an einem freien Wochenende durchschnittlich acht bis zehn Stunden ins Textlernen und so weiter. Ich will aber überhaupt nicht meckern: Das Ganze macht mir ja nach wie vor einen Heidenspaß, verschlingt aber auch eine Menge Zeit.
Sieht man Sie deshalb so selten in anderen Rollen? Böhm: Das kann man so sagen, ja. Ich werde in nächster Zeit aber auch mal wieder etwas anderes drehen, einen Fernsehfilm. Der lässt sich ganz gut in meinen dichten Zeitplan reinpacken, weil ich da nur eine Nebenrolle spiele.
Sie waren vor zehn Jahren die erste Frau, die in einem Freitagskrimi des ZDF als Chefermittlerin Ganoven gejagt hat. Haben Sie das damals
auch als Akt der Emanzipation empfunden?
Böhm: Nein, gar nicht, es gab damals ja auch schon eine ganze Menge Kommissarinnen im Fernsehen. Davon abgesehen wollte ich ganz einfach meinen Job gut machen, die Rolle ausfüllen, und dabei habe ich mich überhaupt nicht als Vorkämpferin für Frauenrechte oder so verstanden.
Welche von den anderen TV-Ermittlerinnen mögen Sie gern?
Böhm: Da gibt es einige, ich mochte zum Beispiel Eva Mattes als „Tatort“-Kommissarin sehr gern. Ich gucke ehrlich gesagt aber auch gar nicht so wahnsinnig viel Krimi im Fernsehen. Ich zappe ab und zu mal in was rein und bleibe dann hängen, schaue mir aber systematisch nicht so viel an.
Wie hat sich die von Ihnen gespielte Vera Lanz in den zehn Jahren denn verändert? Böhm: Sie ist mit zunehmendem Alter ganz sicher gelassener
geworden. Aber auch weitsichtiger, eigentlich bräuchte sie eine Alters-Weitsichtbrille (lacht). Das konnte ich bislang aber leider noch nicht durchdrücken. Privat brauche ich die, und ich hätte manchmal auch ganz gern eine für Vera Lanz. Aber Spaß beiseite: Ich bemühe mich, die Rolle so anzulegen, dass sie auch mit den typischen Problemen und Wehwehchen von Frauen meines Alters zu kämpfen hat und diese Frauen so gesehen auch ein bisschen repräsentiert.
Und wie lange wollen Sie noch als Chefin Cola trinken und Mörder dingfest machen? Böhm: Da ist noch kein Ende absehbar, weil mir die Rolle bis jetzt immer noch großen Spaß macht. Wir arbeiten alle immer noch wahnsinnig intensiv an der Serie, da ist noch überhaupt keine langweilige Routine drin. Wir diskutieren viel im Team und kämpfen auch oft miteinander – miteinander, nicht gegeneinander.