Der letzte kräftige Aufschwung
Jetzt ist es amtlich: Auch die Bundesregierung verschiebt den kräftigen Nach-Corona-Aufschwung ins nächste Jahr. Und sie bleibt mit ihrer Prognose von 4,1 Prozent für 2022 erheblich unter den Erwartungen der Wirtschaftsforschungsinstitute, die vor zwei Wochen noch fast fünf Prozent für möglich gehalten hatten. In einer Regierungsprognose spielt immer auch politisches Kalkül eine Rolle. Das geht so: Je niedriger die Prognose, desto schlechter die darauf aufbauende Steuerschätzung, desto mehr müsste die künftige Regierung auf Haushaltsdisziplin achtgeben. Doch die Zurückhaltung der alten Regierung spiegelt auch die aktuelle Lage wider: Zuletzt sind die Konjunkturrisiken eher größer als kleiner geworden – die nächste Regierung täte also gut daran, sich nicht naiv auf einen kräftigen Aufschwung zu verlassen.
Die aktuellen Lieferengpässe, die die Industrieproduktion bremsen, halten an. Sie verflüchtigen sich noch nicht, wie vorausgesagt worden war. Hinzu kommen die deutlich erhöhten Energie-, Rohstoff- und Transportpreise, die nicht nur der Industrie zu schaffen machen. Ein Ende der EnergiepreisHausse ist derzeit gar nicht abzusehen. Die hohen Preise entziehen den Konsumenten überdies Kaufkraft. Sie könnten ihren Elan verlieren.
Dass die Ampel im Aufschwung starten kann, ist zwar weiterhin sehr wahrscheinlich. Doch die Aussichten auf einen kräftigen Schub haben sich verschlechtert. Zudem soll die Wirtschaft 2023 wieder auf ihr Normalniveau zurückfallen. Das wäre zu wenig, um all die ambitionierten Vorhaben der Ampel zu finanzieren. Und: Die Wachstumsfähigkeit Deutschlands wird bereits in dieser Legislaturperiode spürbar abnehmen, weil die Zahl der Erwerbstätigen sinkt.
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