„Von Egoismen wegkommen“
Olaf Lies
Energiewende, Umweltschutz und Landwirtschaft muss die Politik künftig „gemeinsam denken“. Das sagt Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies (SPD) aus Sande (Friesland) im Gespräch mit unserer Zeitung.
Der „Niedersächsische Weg“gilt als einmaliger Weg, um Naturschutz und Landwirtschaft zusammenzuführen. Ist er auch einmalig teuer?
Lies: Nein, im Gegenteil. Der Niedersächsische Weg schafft einen Mehrwert für Umwelt und Natur mit der Landwirtschaft als Partner. Sie wird für ihre Leistungen fair bezahlt. Die Alternative wäre: weniger Umwelt- und Artenschutz. Das würde dann am Ende für uns als Gesellschaft wesentlich teurer, und das kann niemand wollen. (...) Über die Verdopplung der Wasserentnahmegebühr können wir zusätzlich 50 Mio. Euro für den Natur-, Artenund Gewässerschutz einsetzen.
Sie handeln in der Arbeitsgruppe „Landwirtschaft und Ernährung“den rot-grün-gelben Koalitionsvertrag in Berlin mit aus. Bringen Sie den „Niedersächsischen Weg“dort ein? Lies: Ja, das wird ein ganz zentraler Baustein sein. Wir müssen Energiewende, Umweltund Klimaschutz und Landwirtschaft gemeinsam denken. Daher dürfen wir nicht nur darüber diskutieren, wie wir zwei Prozent der Landesfläche für Windenergie nutzen, sondern vielmehr auch darüber, wie wir auf den verbleibenden 98 Prozent mehr für Umwelt- und Artenschutz tun können. Da ist die Landwirtschaft ein ganz starker Partner. Der Niedersächsische Weg ist der Beleg dafür, dass man gemeinsam mehr bewirken kann. Übrigens: Wir brauchen im Bund eine Milliarde Euro zusätzlich für den Umweltund Artenschutz. Die ließe sich in Teilen über Einnahmen aus der Windenergie leicht finanzieren.
Brauchen wir dann noch einen Landwirtschaftsminister? Lies: Wir brauchen keinen Landwirtschaftsminister, der nur Landwirtschaftsminister ist, und keinen Umweltminister, der nur Umweltminister ist. Wir müssen vom reinen Ressortdenken und den Egoismen wegkommen. Daher diskutieren wir in der Arbeitsgruppe die Themen Umwelt, Landwirtschaft und Energie gemeinsam.
Stehen Sie für einen Wechsel ins Bundeskabinett bereit? Lies: Ich fühle mich in Niedersachsen sehr wohl. Wir wollen das Land weiter voranbringen, und ich würde mich freuen, wenn ich das länger machen darf.