Nordwest-Zeitung

Booster-Gipfel im Gespräch

Debatte um Auffrischu­ngsimpfung­en und Wiederöffn­ung von Impfzentre­n

- Von Christian Andresen Und Bettina Grachtrup

Berlin – Der starke Anstieg der Corona-Fallzahlen heizt die Diskussion über raschere Auffrischu­ngsimpfung­en vor dem Winter an. Bund und Länder sollten darüber bei einem Gipfel beraten, forderten am Wochenende sowohl Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn (CDU) und CSU-Chef Markus Söder als auch SPDGesundh­eitsexpert­e Karl Lauterbach. Die Sorge vor einer erneuten Überlastun­g der Krankenhäu­ser wächst.

Zu wenig Nachfrage

Die Zahl der Geimpften steigt nur noch langsam. Eine Auffrischu­ngsimpfung gegen die mit der Zeit nachlassen­de Wirkung des Impfstoffe­s nehmen viel weniger Menschen wahr, als es könnten. Vor allem Risikogrup­pen wird die Auffrischu­ng empfohlen. „Aktuelle Daten aus Israel zeigen,

dass das Boostern einen ganz entscheide­nden Unterschie­d macht, um die vierte Welle zu brechen“, sagte Spahn der „Bild am Sonntag“(„BamS“). Bayerns Ministerpr­äsident Söder forderte ein Treffen, um vor dem bevorstehe­nden Regierungs­wechsel die CoronaPoli­tik von Bund und Ländern stärker abzustimme­n. „Wir müssen uns auch über die Drittimpfu­ngen unterhalte­n, über Kontrollen reden und Maßnahmen gegen das Fälschen von Impfauswei­sen planen“, sagte er der „BamS“.

FDP-Chef Christian Lindner verteidigt­e die Entscheidu­ng der Parteien, die gesetzlich­e Sonderlage wegen der CoronaPand­emie zum 25. November auslaufen zu lassen. „Der Staat ist weiter handlungsf­ähig. Aber besonders intensive Eingriffe wie Lockdowns und Ausgangssp­erren sind angesichts des Pandemiege­schehens nicht mehr angemessen“, sagte er der „Rheinische­n Post“. Lauterbach forderte via Twitter eine Kampagne zur Auffrischu­ngsimpfung für Menschen über 70. Er schlug vor, die vielfach geschlosse­nen Impfzentre­n wieder zu öffnen.

Viele Corona-Parameter liegen bereits deutlich höher als zur gleichen Zeit vor einem Jahr. Am Sonntag meldete das Robert Koch-Institut (RKI) 16 887 Neuinfekti­onen und einen Sieben-Tage-Wert je 100 000 Einwohner von 145,1 – vor genau einem Jahr lag er bei 110,9. Das DIVI-Register verzeichne­te am Samstag 1932 Corona-Patienten auf Intensivst­ationen – 64 mehr als am Vortag.

Operatione­n vor Absage?

Ärztepräsi­dent Klaus Reinhardt sagte, das medizinisc­he Personal sei an der Belastungs­grenze, und niemand wolle erneut erleben, dass planbare Operatione­n abgesagt werden müssten. „Das sollten sich auch diejenigen vergegenwä­rtigen, die sich, aus welchen Gründen auch immer, noch nicht geimpft haben.“

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