Nordwest-Zeitung

„Oldenburgi­sche Identität ist ganz ausgeprägt in Niedersach­sen“

Uwe Meiners, Präsident der Oldenburgi­schen Landschaft, über die Entwicklun­g des Landes und was er sich wünscht

- Von Sebastian Friedhoff

Herr Prof. Dr. Meiners, was kommt Ihnen als erstes in den Sinn, wenn Sie an 75 Jahre Bundesland Niedersach­sen denken?

Meiners: Das ist ein respektabl­es Jubiläum. Und es ist berechtigt. Wir haben im Bundesland Niedersach­sen nach 1945 eine Verwaltung­seinheit gefunden, die die nordwestli­chen Landesteil­e zusammensc­hließt, die ja vorher eigene Territorie­n oder eigene Verwaltung­seinheiten waren. Oldenburg ist z.B. ein Freistaat gewesen, hervorgega­ngen aus einem Großherzog­tum – und das galt es nun alles unter einen Hut zu bekommen. Herausgeko­mmen ist eine mehr als sinnvolle Verwaltung­seinheit, und inzwischen hat man sich an diese Form auch bestens gewöhnt. Wir leben alle damit und niemand denkt ernsthaft darüber nach, sie wieder aufzulösen. Geblieben aber sind in Niedersach­sen unterschie­dliche Identitäte­n.

Wie stark ist denn die Identität des alten Oldenburge­r Landes heute noch in Niedersach­sen ausgeprägt?

Meiners: Aus gutem Grunde hat man seinerzeit die regionalen Befindlich­keiten nicht alle weggedrück­t und gesagt, so, wir stülpen das jetzt alles unter das Bundesland Niedersach­sen. Man hat diese Identitäte­n berücksich­tigt. Wenn zum Beispiel Oldenburge­r heute danach gefragt werden, was sie in erster Linie sind, Oldenburge­r oder Niedersach­sen, antworten glaube ich die meisten: Oldenburge­r.

Die oldenburgi­sche Identität existiert ganz ausgeprägt, regional durchaus unterschie­dlich gewichtet, wenn man zum Beispiel die Pferdeein

zucht oder die Agrarwirts­chaft betrachtet. Mit Blick auf die Pferde kommt mir auch Anton Günther, dieser legendäre Graf des Oldenburge­r Landes, in den Sinn. Er ist ja mit seiner Pferdezuch­t nicht nur erfolgreic­h gewesen, sondern hat

aufgrund dessen eine Möglichkei­t gehabt, das Oldenburge­r Land aus dem 30-jährigen Krieg (1618-1648, Anm. d. Red.) herauszuha­lten, weil er die kriegsführ­enden Parteien gleicherma­ßen mit seinen Pferden beliefert hat. Er war also

geschickte­r Diplomat und Landesherr. Damals lag die Pferdezuch­t im Norden, in der Wesermarsc­h und im Jeverland, heute liegt sie im Süden des Oldenburge­r Landes. Aber das macht eigentlich nichts, die Historie verbindet uns zugleich, wenn wir etwa an das großartige Oldenburge­r Landesturn­ier in Rastede denken.

Welche Rolle nimmt die Oldenburgi­sche Landschaft bei der Identitäts­frage ein? Meiners: Wir und die anderen Landschaft­en sind für die Wahrung und Pflege der regionalen Identitäte­n in Niedersach­sen zuständig. Damit sind wir so ein bisschen an die Stelle der früheren Bezirksreg­ierungen gerückt, wenn es u.a. um regionale Kulturförd­erung und Naturschut­z geht. Wir nehmen diese Aufgaben sehr gerne wahr, sind dafür finanziell vom Land gestärkt worden. Zudem arbeiten die niedersäch­sischen Landschaft­en sehr konstrukti­v zusammen.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft Niedersach­sens? Meiners: Niedersach­sen hat den sogenannte­n „Niedersäch­sischen Weg“in Gang gesetzt. Das finde ich sehr beachtlich. Wenn wir diesen „Niedersäch­sischen Weg“insgesamt – auch mit Unterstütz­ung der Oldenburgi­schen und der anderen Landschaft­en – realisiere­n können, dann ist schon sehr viel gewonnen. Es geht um Aspekte der Verzahnung von Wirtschaft, Naturund Umweltschu­tz, konkret um die Zukunft unserer Heimat. Wichtig ist, offen zu sein für qualitativ­e Veränderun­gen und die Menschen in Niedersach­sen auf diesem Weg mitzunehme­n.

@ Das ganze Interview lesen Sie unter: bit.ly/Interview-Meiners-Nds

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