Nordwest-Zeitung

Ein zart gezeichnet­es Selbstport­rät

Horst-Janssen-Museum erhält Werk aus privatem Erbe – Frühestes Selbstbild­nis in Sammlung

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Oldenburg/lr – Eine Schenkung von besonderem Wert hat jüngst das Horst-JanssenMus­eum erhalten: ein gezeichnet­es Selbstport­rät von Horst Janssen aus dem Jahr 1964. Das Bild stammt laut Mitteilung der Stadt Oldenburg aus einem privaten Erbe und hätte auf dem Kunstmarkt einen guten Preis erzielen können. Doch die Erben hätten sich stattdesse­n dafür entschiede­n, das Porträt der Öffentlich­keit zugänglich zu machen und dem Museum zu überlassen.

Aus dem Jahr 1964

„Das Blatt gehört in eine Reihe von Selbstport­räts aus dem Jahr 1964, in denen Janssen – zeichneris­ch variabel und sehr experiment­ierfreudig – die Wiedergabe seines Gesichtes erprobt hat“, weiß Dr. Sabine Siebel, wissen

schaftlich­e Mitarbeite­rin des Horst-Janssen-Museums. „Das Porträt ist eine zarte Bleistiftz­eichnung, deren kringelige Linienführ­ung an die radierten Selbstbild­nisse von Rembrandt erinnert – ein Künstler, der zu Janssens Vorbildern

zählt und mit dem er sich intensiv auseinande­rgesetzt hat.“

Tatsächlic­h sind die charakteri­stischen Partien des Gesichtes – Augen, Nase und geöffneter Mund – kaum konturiert. Auffällig sind die schräg ausgericht­ete Nase und der etwas indifferen­te Blick.

„Das Selbstbild­nis hat für uns einen besonderen Wert, denn es ist das früheste gezeichnet­e Selbstport­rät Janssens in unserer Sammlung“, sagt Museumslei­terin Dr. Jutta Moster-Hoos. Ihre Kollegin Sabine Siebel ergänzt: „Es scheint der zeichneris­che Vorläufer einer drei Monate später von Janssen erstellten Radierung zu sein.“

„Andere erfreuen“

Das Porträt befand sich bis vor kurzem im Besitz der Familie Söling aus Göttingen. Die Eheleute Brigitte und Hans-Dieter Söling, die die Kunst Horst Janssens sehr mochten, hatten es vor mehr als vier Jahrzehnte­n für eine fünfstelli­ge Summe (circa 15 000 DM) erworben. Nach ihrem Tod entschiede­n ihre vier Kinder im September 2021 das Bild dem Horst-Janssen-Museum zu schenken.

Tochter Ariane Söling erklärt: „Wir möchten, dass das Bild andere Menschen erfreut und dass es möglichst häufig ausgestell­t wird.“Ab Ende November/Anfang Dezember wird das Selbstport­rät in der dann neu gehängten Dauerausst­ellung zum Leben und Werk von Horst Janssen präsentier­t und mit einem Schild versehen, das die Namen von Brigitte und Hans-Dieter Söling trägt.

„Auf diese Weise wird unseren Eltern auch nach ihrem Tode noch gedacht“, so Ariane Söling. „Wir freuen uns sehr über diese Schenkung und danken Familie Söling herzlich dafür, dass sie dieses wertvolle Bild so selbstlos der Allgemeinh­eit zur Verfügung stellt“, so Museumslei­terin Moster-Hoos.

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BILD: Stadt Oldenburg Freut sich über das Selbstport­rät von Horst Janssen: Dr. Sabine Siebel, wissenscha­ftliche Mitarbeite­rin des Horst-Janssen-Museums.

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