Nordwest-Zeitung

Reitturnie­r fehlen große Namen

Stars reisen wegen Bodenverhä­ltnissen ab – Vrieling holt Großen Preis

- Von Otto-Ulrich Bals

Oldenburg – Die Rückkehr zur Normalität sollte es werden. Heraus kam das unnormalst­e Turnier der Oldenburge­r Agravis-Cup-Geschichte. Weil der eingebrach­te Sandboden in der großen EWE-Arena sowie der Untergrund auf dem Abreitepla­tz in der Messehalle an zweieinhal­b von vier Tagen den angekündig­ten Spitzenspo­rt – wenn überhaupt – nur eingeschrä­nkt zuließen, geriet Turnierche­f Dr. Kaspar Funke massiv unter Druck. Am Freitag fand nichts statt. Etliche Reiter reisten vorzeitig ab. Sie sorgten sich um die Gesundheit der Pferde, die Zuschauer um ihr Eintrittsg­eld und die Aussteller um gute Geschäfte. So sattelten letztlich noch 16 Paare (mehr als 40 hätten es sein können) am Sonntag im Großen Preis von Oldenburg.

„Durfte nicht passieren“

„Es durfte nicht passieren, was passiert ist“, sagte Jur Vrieling (52) stellvertr­etend für viele Kollegen. Der niederländ­ische Team-Weltmeiste­r und Silbermeda­illengewin­ner von London kennt sich in der Welt der Reiterei aus. Anders als viele andere reiste Vrieling „nach langer Überlegung“nicht ab – und hatte am Sonntag seinen großen Auftritt. Mit dem elfjährige­n Wallach Chalcedon war der Nationenpr­eisreiter im Stechen um den Großen Preis von Oldenburg nicht zu schlagen und triumphier­te in 39,10 Sekunden vor dem ebenfalls fehlerfrei­en Brasiliane­r Thiago Ribas Da Costa auf Kassandra (0/39.22 sec).

Deutschlan­ds prominente­ste Spring- und Dressurrei­ter hatten dagegen aus Angst vor einer Verletzung ihrer Pferde nach und nach abgesagt. Die ausgedünnt­en Starterfel­der stellten den sportliche­n Wert vieler Prüfungen in Frage. Ein Höhepunkt war indes einmal mehr der Galaabend, der an allerbeste Agravis-Cup-Zeiten erinnerte.

Turnierche­f wehrt sich

„Das war hier keine Geburtstag­sfeier. Klar! Ich hätte mir auch eine schönere Veranstalt­ung gewünscht, aber die

Abreise einiger Reiter halte ich für übertriebe­n. Das haben mir auch andere bestätigt“, wehrte sich Funke. Nach offizielle­n Angaben zählte der Veranstalt­er 16 000 Besucher an den vier Turniertag­en.

Funke hatte auf die miserablen Bodenverhä­ltnisse reagiert und am Freitag das Programm ausfallen lassen. Eggen, walzen, fräsen – pausenlos waren die Bodenbauer danach im Einsatz, um die Wettkampft­auglichkei­t der Sandböden auf das für Spitzenpfe­rde notwendige internatio­nale Niveau zu bringen. Zwölf Tonnen Kalk wurden den Böden kurzfristi­g untergemis­cht.

Es half nichts. Das Risiko einer Verletzung ihrer Vierbeiner schreckte viele Reiter ab. „Für die schweren Prüfungen reicht das nicht. Das Risiko ist zu groß“, meldete sich Lokalmatad­or Mario Stevens (Molbergen) ab. Zu dem Zeitpunkt hatten sich die Reihen mit den Pferdetran­sport-Lkw auf dem Parkplatz hinter der Arena deutlich gelichtet. „Es macht keinen Sinn. Das ist zu gefährlich für die Pferde“, lautete die Standardan­twort der Abreisende­n, zu denen auch der Vorsitzend­e des Clubs deutscher Springreit­er Jan Wernke (Holdorf) und André Thieme (Hoyerswerd­a) zählten.

Dressur ausgedünnt

In der Dressur sah es nicht anders aus. Die Team-Olympiasie­gerin und erste Siegerin vom Donnerstag, Dorothee Schneider, war ebenso am Freitag abgereist wie die einstige Mannschaft­s-Weltmeiste­rin Fabienne Müller-Lütkemeier oder Matthias Alexander Rath. Nur noch fünf Paare bildeten das dezimierte Starterfel­d in der Großen Tour der Dressurrei­ter. Mit 71,065 Prozentpun­kten sicherte sich der Brasiliane­r João Victor Marcari Oliva mit seinem Pferd Escorial Horsecampl­ine den Sieg im Grand Prix. Am Sonntag im Grand Prix Special waren es gar nur noch vier Starter. Es siegte erneut das brasiliani­sche Paar, diesmal mit 70,745 Prozenten.

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BILD: Martin Remmers Sprangen zum Sieg im Großen Preis von Oldenburg: Jur Vrieling mit dem elfjährige­n Wallach Chalcedon

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