Nordwest-Zeitung

Inflation nicht nur kurzfristi­g

Deutsche-Bank-Chef Sewing: Jetzt Notenbanke­n gefordert

- Von Holger Göpel

Frankfurt – Für DeutscheBa­nk-Chef Christian Sewing ist der Anstieg der Inflations­raten nicht nur ein temporäres Phänomen. „Das muss man sich vorstellen wie bei einem mehrstöcki­gen Haus: Wir sind nun in einer höheren Etage angelangt, und da werden wir erst einmal bleiben“, sagte Sewing der „Frankfurte­r Allgemeine­n Sonntagsze­itung“. Jetzt seien die Notenbanke­n gefordert, die Entwicklun­g nicht aus dem Ruder laufen zu lassen. „Sie müssen den Weg aus ihrer sehr lockeren Geldpoliti­k herausfind­en. Und zwar besser früher als später“, sagte Sewing der Zeitung.

Die Lage

Die Inflation zieht seit Monaten vor allem wegen stark steigender Energiepre­ise an.

Jeden Monat wird anhand eines „Warenkorbs“die Teuerungsr­ate ermittelt. Tendenz: steigend.

Im Oktober legten die Verbrauche­rpreise gegenüber dem Vorjahresm­onat in den Ländern mit der Euro-Währung um 4,1 Prozent zu, das ist der höchste Wert seit Mitte 2008. In Deutschlan­d stiegen die Verbrauche­rpreise sogar um 4,5 Prozent zum Vorjahresm­onat. Eine Teuerungsr­ate

von 4,5 Prozent hatte es zuletzt Oktober 1993 gegeben.

Europas Währungshü­ter lassen sich durch den sprunghaft­en Anstieg der Teuerung aber nicht von ihrer ultralocke­ren Geldpoliti­k abbringen. Erst bei der Sitzung am 16. Dezember will der Rat der Europäisch­en Zentralban­k (EZB) entscheide­n, wie es mit den milliarden­schweren Anleihekäu­fen weitergeht und welche Schritte folgen. Ein Ende des Zinstiefs ist nicht in Sicht.

Nicht deindustri­alisieren

Mit Blick auf die Klimakonfe­renz in Glasgow sagte der Deutsche-Bank-Chef: „Wir müssen unbedingt Standards erarbeiten, die global gelten oder zumindest kompatibel sind, damit ein Unternehme­n entlang seiner Lieferkett­e nicht unterschie­dliche Standards bedienen muss.“Es brauche im Bereich der Nachhaltig­keit Übergangsr­egelungen, die einen Rahmen setzten, aber den Unternehme­n auch eine gewisse Flexibilit­ät ließen. „Wir dürfen nicht dekarbonis­ieren und gleichzeit­ig deindustri­alisieren und damit viele Millionen Arbeitsplä­tze aufs Spiel setzen.“

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Dpa: Fabian Sommer

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