Man gaukelt uns was vor
Rüdiger zu Klampen über die Teuerung
Das hätte man sich denken können: Das hässliche Gespenst der Inflation lässt sich nicht so schnell wieder vertreiben – es bleibt erstmal! Eine solche Einschätzung, vor Kurzem noch exotisch, wurde jetzt vom Deutsche-Bank-Chef Sewing bestätigt.
Was ist passiert? Die Teuerungsrate, die noch vor Kurzem unter einem Prozent lag, hat soeben 4,5 Prozent erreicht. Es können in Kürze auch noch über fünf Prozent werden, aus vielerlei Gründen – von Rohstoff-Preisexplosionen, Verknappungen, Lieferketten-Problemen bis zu Staatseingriffen in Märkte und bald hohen Lohnforderungen.
Bei der Einschätzung, wie lange die Preise – erst recht für stabilitätsverwöhnte deutsche Verhältnisse – auf Trab bleiben, ist die zu Finanz-Ängsten neigende Bevölkerung lange Zeit beschwichtigt worden: von den Prognosen der Bundesregierung und von Experten. Auch vor der Bundestagswahl war der ungebremste Inflationstrend erstaunlicherweise überhaupt kein Thema. Die Chance, die aus Stabilitätssicht verheerende Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) mal auf den Prüfstand der breiten Öffentlichkeit zu stellen, wurde verpasst.
Erst nach und nach wird nun eingeräumt: Höhere Teuerungsraten, deutlich über zwei Prozent, werden bleiben. Bitter ist, dass die EZB dies bewusst hinnimmt – und nicht auf die Bremse tritt. Im Gegenteil: Sie bringt viel neues Geld in Umlauf. Wohin das auf Dauer führt, kann man sich denken. Aber zugeben wird das auf offizieller Seite erst einmal kaum jemand – wie schon bisher, bei der Teuerungsrate.
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