Panik und Phobie mit digitaler Hilfe begegnen
Für ein gutes Programm übernehmen sogar alle Krankenkassen die Kosten
Berlin/TD – Phobien per Smartphone oder am Rechner beikommen – mit zwei Apps gegen Angststörungen im Test der Stiftung Warentest gelingt das gut. Einige Angebote zahlen die Kassen.
Angst hilft uns, Gefahrensituationen zu erkennen und zu bannen. Ist die Gefahr vorüber, sollte auch die Angst verschwinden. Lässt sie uns aber nicht mehr los und beginnt, den Alltag zu kontrollieren, dann wird Angst zur Krankheit, die behandelt werden sollte. Angststörungen – so der Fachbegriff – haben während der Pandemie zugenommen. Doch es fehlen psychotherapeutische Behandlungsplätze. Digitale Programme können das Warten auf den Therapiebeginn überbrücken. Neun dieser Angebote hat die Stiftung Warentest unter die
Lupe genommen.
Behandlung ergänzen
Ob Panikstörung, Agoraphobie oder soziale Phobie – die Apps gegen Angststörungen im Test ersetzen keine Sitzung mit einem realen Gegenüber, sie können die Behandlung aber ergänzen. Meist fußen die Angebote auf der Verhaltenstherapie. Diese Methode hilft, sich zum Beispiel über seine Gedanken und Gefühle klar zu werden, Denk- und Verhaltensmuster zu überdenken und sich krankhaften Panikattacken, Ängsten und Phobien zu stellen. Dazu bieten die Programme verschiedene Module: etwa Tagebücher zur Selbstbeobachtung, Übungen, die beispielsweise PanikattackenSymptome wie Schwindel provozieren oder Nutzende mit der Smartphone-App in einen voll besetzten Zug einsteigen lassen, um sie so mit ihrer Angst zu konfrontieren. Teils begleiten Fachleute die Programme und kommunizieren unter anderem per Textnachricht mit den App-Nutzenden.
Kassen tragen Kosten
In vielen Fällen ist für die Nutzung der Programme ein Erstgespräch mit einem Arzt oder Psychotherapeut Voraussetzung.
Sie verschreiben die Apps auf Rezept oder bestätigen die Diagnose Angststörung in einem Arztbrief. Für vier der neun Apps gegen Angststörungen im Test übernehmen alle Krankenkassen die Kosten. Dazu gehört das Velibra-Programm, das als digitale Gesundheitsanwendung im DiGA-Verzeichnis des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte dauerhaft aufgenommen ist. Die anderen Apps sind vorläufig gelistet oder befinden sich laut eigener Aussage im Aufnahmeprozess. Um dauerhaft im DiGA-Verzeichnis aufgenommen zu werden, müssen die App-Anbieter zusätzlich zu ihren bereits eingereichten Unterlagen die Wirksamkeit ihrer Programme mit weiteren wissenschaftlichen Daten belegen.