Das könnte die Landarztquote bringen
Warum Niedersachsen 60 Medizin-Studienplätze nach einem Extra-Verfahren vergeben will
Oldenburg/Hannover – Niedersachsen will die ärztliche Versorgung im ländlichen Raum verbessern. Die Regierungsfraktionen SPD und CDU haben am Donnerstag einen Gesetzentwurf zur Einführung einer Landarztquote eingebracht. Es geht darum, 60 der derzeit landesweit 675 Medizin-Studienplätze auf besondere Art zu verteilen.
Welche Hochschulen profitieren davon
Die jährlich 60 Plätze verteilen sich gleichmäßig auf die Unis in Hannover, Göttingen sowie die European Medical School (EMS) in Oldenburg. Allerdings sind die Plätze nicht zusätzlich. Oldenburg hat aktuell 80 Medizin-Studienplätze. Eigentlich sollten es 2021 schon 120 sein.
Wie sieht das Verfahren für die Vergabe aus
Neben der Durchschnittsnote sollen weitere Qualifikationen, etwa Berufserfahrung, berücksichtigt werden. Eine Jury aus 40 Fachleuten, die beim Sozialministerium angesiedelt ist, entscheidet über
die Vergabe. Dabei sind beispielsweise kurze Interviews und Rollenspiele vorgesehen. Die 60 Studienplätze sollen bereits zum Wintersemester 2022/23 vergeben werden.
Was muss der künftige Landarzt denn tun
Bewerber müssen sich verpflichten, für mindestens
zehn Jahre eine Hausarztstelle in einem unterversorgten Gebiet Niedersachsens zu übernehmen. Wo besonderer Bedarf besteht, stellt das Land in Zusammenarbeit mit der Kassenärztlichen Vereinigung (KVN) fest. Sollte der Job vor Ablauf der Frist aufgegeben werden, muss eine Ausbildungsentschädigung von bis zu 250 000 Euro gezahlt werden. Diese Summe kann jedoch
je nach Berufsdauer schwanken. Zudem ist eine Härtefallregelung vorgesehen.
Wie groß ist denn der Bedarf an Hausärzten
Sehr groß. Von den rund 5000 niedergelassenen Hausärztinnen und Hausärzten werden im Jahr 2030 etwa 60 Prozent 65 Jahre und älter und damit im ruhestandsfähigen Alter sein, heißt es in der Gesetzesbegründung. Die KVN geht davon aus, dass es bis 2035 rund 1250 weniger Hausärzte geben werde als derzeit.
Was kostet das
Im ersten Jahr fallen laut Gesetzentwurf knapp 1,1 Millionen Euro fürs Auswahlverfahren an; in den Folgejahren rund 450 000 Euro. Zu den Kosten der Studienplätze gibt es offiziell keine Angaben.
Wie sehen das Regierung und Opposition
Von einem „wichtigen Baustein für die hausärztliche Versorgung im ländlichen Raum“sprach SPD-Gesundheitsexperte Uwe Schwarz im Landtag. Volker Meyer (CDU) versprach eine „zielgenaue Steuerung“. Meta Janssen-Kucz (Grüne) und Susanne Schütz (FDP) sagten, die ersten Ärzte stünden frühestens nach zwölf Jahren, also 2035, zur Verfügung. Besser sei es, die Zahl der Medizinstudienplätze insgesamt zu erhöhen, betonte Schütz. Für die EMS in Oldenburg hieße das, so schnell wie möglich um die längst geplanten zusätzlichen 40 Plätze auf 120 aufzustocken.