Nordwest-Zeitung

Verpasste Chance

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Ein Landwirt bringt Gülle auf seinem Feld aus – mit der Reform sollen EU-Subvention­en an strengere Umweltaufl­agen gebunden sein.

des Agraraussc­husses, das Resultat des mehr als drei Jahre dauernden Verhandlun­gsmarathon­s. Man habe „eine gute Balance aus Nachhaltig­keit, Ernährungs­sicherheit, Wettbewerb­sfähigkeit und sozialer Gerechtigk­eit gefunden“.

Nationale Pläne

Künftig müssen die EU-Staaten in sogenannte­n Nationalen Strategiep­länen erklären, wie ihre jeweilige Landwirtsc­haftspolit­ik zur Erreichung der Ziele der Gemeinsame­n Agrarpolit­ik der EU beiträgt. Manchen Beobachter­n kommt das beinahe einer Renational­isierung der europäisch­en Agrarpolit­ik gleich.

an Flächen gekoppelt

Was bleibt, ist das gegenwärti­ge Zwei-Säulen-System zur Verteilung. Demnach richtet sich die Summe der Direktzahl­ungen für landwirtsc­haftliche Betriebe, es ist die erste Säule, weiterhin nach der Größe der bewirtscha­fteten Ackerfläch­e. Es ist ein Punkt, den selbst optimistis­che Stimmen als Problem bezeichnen: Denn damit ist auch künftig der Löwenantei­l der Fördermitt­el an die Flächen der Landwirte gekoppelt, was zur Folge hat, dass rund 80 Prozent der Zahlungen an 20 Prozent der Betriebe fließen, wie Noichl beklagt. Aus den Förderunge­n des zweiten Topfs, in dem deutlich

weniger Geld landet, wird insbesonde­re die Entwicklun­g des ländlichen Raums unterstütz­t.

Viele Ausnahmen

Neu ist, dass zum einen strengere Öko-Regeln gelten sollen und auch kleinere Betriebe zu höheren Standards verpflicht­et sind. Zwar werden bis zu 25 Prozent der Direktzahl­ungen für die Landwirte an Umweltaufl­agen gebunden sein. Doch Kritiker verweisen auf die Ausnahmen, die den Anteil de facto deutlich senken können.

Mit einer Zustimmung würden die neuen EU-Agrarvorsc­hriften ab dem 1. Januar 2023 gelten.

Für nichts gibt die Europäisch­e Union mehr Geld aus als für Agrarsubve­ntionen – und das hat historisch­e Gründe. Die Förderung stammt aus einer Zeit, als die Versorgung mit erschwingl­ichen Lebensmitt­eln in Europa nicht selbstvers­tändlich und die Branche durch neue Technik im Umbruch war. Doch die Zeiten haben sich geändert. Leider wird dieser Umstand vor allem in den europäisch­en Hauptstädt­en bewusst ignoriert. Die Mitgliedst­aaten sind die größten Bremser bei Reformen des antiquiert­en Systems, was zur Folge hat, dass die Subvention­en nicht an die heutigen Herausford­erungen angepasst werden.

Nun wurde abermals eine Chance verpasst, für mehr Artenvielf­alt und Klimaschut­z einzutrete­n. Die Angst vor der Wut der heimischen Landwirte war bei vielen Volksvertr­etern zu massiv. Dabei profitiere­n zurzeit statt Bauern oft Großuntern­ehmer und Investoren. Das jetzige System geht auf Kosten von kleinen und mittelstän­dischen Betrieben. Viele von ihnen kämpfen täglich ums Überleben, und obwohl sie eine Förderung aus der EU verdienen, fließt ein zu kleiner Teil des Etats an sie.

@ Die Autorin erreichen Sie unter forum@infoautor.de

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