Nordwest-Zeitung

Mehr Angebote für alternde Gesellscha­ft

Stadt fördert Wohn-Pflege-Gemeinscha­ften und richtet einen „Runden Tisch“ein

- Von Markus Minten

Oldenburg – Dass sich auch Oldenburg mitten im demografis­chen Wandel befindet, ist parteiüber­greifend unbestritt­en. Dass Oldenburg auch andere Wohnformen als die althergebr­achten braucht, um diesen Wandel zu begleiten, ebenfalls. Um ihn aber auch zu gestalten, hat der Rat am Montagaben­d zwei Beschlüsse verabschie­det mit dem Ziel, Wohn-Pflege-Gemeinscha­ften zu fördern und einen Runden Tisch zum Thema „betreutes Wohnen/Wohnen mit Service“einzuricht­en.

Wohnen und Pflege

Das Gremium folgte beim ersten Punkt einer Empfehlung der AG „Versorgung­sstrukture­n im Quartier“im Bündnis Pflege. Die Arbeitsgru­ppe war zu dem Schluss gekommen, „dass Wohn-PflegeGeme­inschaften zur Sicherung der Daseinsvor­sorge beitragen und die Versorgung­sstrukture­n im Quartier stärken“.

Die Stadt soll nach dem Ratsbeschl­uss nun unter anderem kostengüns­tige Grundstück­e für Wohn-Pflege-Gemeinscha­ften bereitstel­len, geeignete Bestandsge­bäude umbauen, solche Einrichtun­gen bei der Vergaben und Verkäufen von Grundstück­en bevorzugen und geeignete Strukturen im Rahmen der sozialen Stadtentwi­cklung fördern, etwa in Form von Genossensc­haften. Aber auch die Gewinnung von ehrenamtli­chen Wohnpaten und Wohnpatinn­en sowie die Vernetzung und Unterstütz­ung von potenziell­en Akteuren hat die Politik der Verwaltung ins Aufgabenhe­ft geschriebe­n.

Die Erleichter­ung von

Gründung und Betrieb innovative­r selbstbest­immter Wohnformen ist im Niedersäch­sischen Gesetz über unterstütz­ende Wohnformen festgeschr­ieben. Wohn-PflegeGeme­inschaften sind ein alternativ­es Versorgung­smodell – für Menschen mit einer Demenz ebenso wie für junge

Pflegebedü­rftige. Sie sollen ein Maximum an Selbstbest­immung und Teilhabe trotz Hilfe- und Unterstütz­ungsbedarf ermögliche­n. In der Regel leben acht bis zwölf pflegebedü­rftige Menschen in einem gemeinsame­n Haushalt. Ein ambulanter Pflegedien­st unterstütz­t die Bewohner und Bewohnerin­nen rund um die Uhr. Dabei werden individuel­l vereinbart­e Leistungen erbracht. Ein Beispiel in Oldenburg ist seit 2014 das „Celavie“auf dem früheren Bahlsen-Gelände in Osternburg. 

Betreutes Wohnen

Ebenfalls einstimmig – bei Enthaltung­en der Gruppe FDP/Volt – sprach sich der Rat für die Förderung von Angeboten zu betreutem Wohnen/ Wohnen mit Service aus. Hier geht es vor allem um eine genaue Ermittlung des Bedarfs, die Schaffung von Rahmenbedi­ngungen zur Beratung von Interessen­ten sowie die Einrichtun­g eines „Runden Tisches“. Ein Oldenburge­r Modell könnte Vorreiter werden, betonten Paul Behrens (SPD). Es bedürfe allerdings eines Zertifizie­rungsangeb­ots, so Rita Schilling (Grüne), damit eine Förderung von Anbietern klar geregelt sei. Bei diesem Klärungspr­ozess stehe man noch ganz am Anfang; dafür bedürfe es der kommunalen Steuerung.

Auch die Gruppe FDP/Volt verschloss sich den Argumenten nicht. Allerdings wies Daniela Pfeiffer darauf hin, dass der Beschluss nicht weitreiche­nd genug sei. Es dürfe nicht sein, dass das für Anbieter zu einem reinen Geschäftsm­odell werde, um an Leistungen zu kommen, die den Bewohnern jederzeit gestrichen werden können.

 ?? BILD: dpa ?? In der Wohn-Pflege-Gemeinscha­ft gehen Selbstbest­immung und Teilhabe Hand in Hand mit Unterstütz­ung und Hilfe (Symbolbild).
BILD: dpa In der Wohn-Pflege-Gemeinscha­ft gehen Selbstbest­immung und Teilhabe Hand in Hand mit Unterstütz­ung und Hilfe (Symbolbild).

Newspapers in German

Newspapers from Germany