Mehr Angebote für alternde Gesellschaft
Stadt fördert Wohn-Pflege-Gemeinschaften und richtet einen „Runden Tisch“ein
Oldenburg – Dass sich auch Oldenburg mitten im demografischen Wandel befindet, ist parteiübergreifend unbestritten. Dass Oldenburg auch andere Wohnformen als die althergebrachten braucht, um diesen Wandel zu begleiten, ebenfalls. Um ihn aber auch zu gestalten, hat der Rat am Montagabend zwei Beschlüsse verabschiedet mit dem Ziel, Wohn-Pflege-Gemeinschaften zu fördern und einen Runden Tisch zum Thema „betreutes Wohnen/Wohnen mit Service“einzurichten.
Wohnen und Pflege
Das Gremium folgte beim ersten Punkt einer Empfehlung der AG „Versorgungsstrukturen im Quartier“im Bündnis Pflege. Die Arbeitsgruppe war zu dem Schluss gekommen, „dass Wohn-PflegeGemeinschaften zur Sicherung der Daseinsvorsorge beitragen und die Versorgungsstrukturen im Quartier stärken“.
Die Stadt soll nach dem Ratsbeschluss nun unter anderem kostengünstige Grundstücke für Wohn-Pflege-Gemeinschaften bereitstellen, geeignete Bestandsgebäude umbauen, solche Einrichtungen bei der Vergaben und Verkäufen von Grundstücken bevorzugen und geeignete Strukturen im Rahmen der sozialen Stadtentwicklung fördern, etwa in Form von Genossenschaften. Aber auch die Gewinnung von ehrenamtlichen Wohnpaten und Wohnpatinnen sowie die Vernetzung und Unterstützung von potenziellen Akteuren hat die Politik der Verwaltung ins Aufgabenheft geschrieben.
Die Erleichterung von
Gründung und Betrieb innovativer selbstbestimmter Wohnformen ist im Niedersächsischen Gesetz über unterstützende Wohnformen festgeschrieben. Wohn-PflegeGemeinschaften sind ein alternatives Versorgungsmodell – für Menschen mit einer Demenz ebenso wie für junge
Pflegebedürftige. Sie sollen ein Maximum an Selbstbestimmung und Teilhabe trotz Hilfe- und Unterstützungsbedarf ermöglichen. In der Regel leben acht bis zwölf pflegebedürftige Menschen in einem gemeinsamen Haushalt. Ein ambulanter Pflegedienst unterstützt die Bewohner und Bewohnerinnen rund um die Uhr. Dabei werden individuell vereinbarte Leistungen erbracht. Ein Beispiel in Oldenburg ist seit 2014 das „Celavie“auf dem früheren Bahlsen-Gelände in Osternburg.
Betreutes Wohnen
Ebenfalls einstimmig – bei Enthaltungen der Gruppe FDP/Volt – sprach sich der Rat für die Förderung von Angeboten zu betreutem Wohnen/ Wohnen mit Service aus. Hier geht es vor allem um eine genaue Ermittlung des Bedarfs, die Schaffung von Rahmenbedingungen zur Beratung von Interessenten sowie die Einrichtung eines „Runden Tisches“. Ein Oldenburger Modell könnte Vorreiter werden, betonten Paul Behrens (SPD). Es bedürfe allerdings eines Zertifizierungsangebots, so Rita Schilling (Grüne), damit eine Förderung von Anbietern klar geregelt sei. Bei diesem Klärungsprozess stehe man noch ganz am Anfang; dafür bedürfe es der kommunalen Steuerung.
Auch die Gruppe FDP/Volt verschloss sich den Argumenten nicht. Allerdings wies Daniela Pfeiffer darauf hin, dass der Beschluss nicht weitreichend genug sei. Es dürfe nicht sein, dass das für Anbieter zu einem reinen Geschäftsmodell werde, um an Leistungen zu kommen, die den Bewohnern jederzeit gestrichen werden können.