Computer-Nerds, die Hand Gottes und ein Attentat
Drei neue Miniserien in Bezahldiensten rücken die 80er und 90er Jahre in den Blick
Wofür interessieren sich Männer? Na klar! Für Computer, Fußball und Politik – also bitte schön, drei Streaming-Serien für die Boomer und die Generation X.
■ The Billion Dollar Code (ab sofort bei Netflix): In den Kindertagen „dieses Internets“gab es hierzulande einerseits die Computer-Nerds mit tollen Ideen und andererseits die magentafarben gestrichene
Bundespost. Beide Kreise berührten sich nicht, weshalb die digitale Musik in Übersee spielte. Davon erzählt in vier Episoden diese großartige Miniserie mit Mark Waschke, Lavinia Wilson und Mišel Matičević.
Die Handlung beruht auf wahren Begebenheiten, im Zentrum steht ein Rechtsstreit um Navigationssoftware zwischen einer Berliner Internetbutze und der wachsenden Datenkrake. Das Endprodukt Google Earth ist heutzutage in jedem Smartphone verbaut, deshalb erübrigt sich der Spoiler. Dennoch ist die Serie atmosphärisch dermaßen dicht und glaubhaft aufgebaut, dass uns die Tränen kommen – weil es genau so war und weil wir trotzdem so grundnaiv in den digitalen Abgrund rennen. Die Computer-Freaks Juri und Carsten lassen uns Amigaund C64-Gamer zumindest in dem Glauben zurück: Wir w aren die Guten!
■ Maradona – Leben wie ein Traum (ab sofort bei Amazon Prime): So hart das Leben mit Diego Armando Mardona bis dato umgegangen war, HansPeter Briegel war härter. Im Länderspiel 1981 blickte der junge argentinische Fußballstar zum ersten Mal in den Abgrund. Schlimmeres als die Grätschen der „Walz aus der Pfalz“konnte ihm doch gar widerfahren. Denkste! Sex, Drogen und Fußball waren der Rock’n’Roll seines Lebens, dessen Ende zwar nicht wie bei Jimi Hendrix, Kurt Cobain und Jim Morrison mit 27 kam, der dafür in diesem Alter als mit der „Hand Gottes“ausgestatteter Weltfußballer 1986 den Wendepunkt seiner Karriere erfuhr. Der Rest ist so exzessiv wie traurig. In zehn Folgen zeigt die biografische Serie die wichtigsten Stationen im Leben von Diego Maradona, in der Blütezeit dargestellt von Nazareno Casero. Fußballfans werden dieses Biopic lieben; allen anderen genügt der Blick ins Alte Testament, Buch Salomon, Kapitel 16, Vers 18: Hochmut kommt vor dem Fall.
■ Der unwahrscheinliche Mörder (ab sofort bei Netflix). „Whodunit“ist ein bewährtes Konzept der Verbrechensaufklärung in Krimis. Und ebenso spannend wie das Attentat auf das JFK 1963 ist für die Schweden die Ermordung ihres Ministerpräsidenten Olof Palme im Jahr 1986. Der bekannte Sozialdemokrat wurde nach einem Kinobesuch auf offener Straße im Zentrum Stockholms erschossen. „Der unwahrscheinliche Mörder“als fünfteilige Serie bei Netflix ist eine fiktive Interpretation, wie der Grafikdesigner Stig Engström, der für den Mörder gehalten wurde, bis zu seinem Tod der Justiz durch Glück, Dreistigkeit und eine ratlose Polizei entgehen konnte. Robert Gustafsson (Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg...) brilliert in der Hauptrolle als Stig Engström.