Kuban wirbt für Friedrich Merz
Der Vorsitzende der Jungen Union über den neuen Parteichef und Corona
Herr Kuban, Friedrich Merz, Norbert Röttgen oder Helge Braun, wer soll neuer CDUChef werden?
Kuban: Das entscheiden jetzt unsere Mitglieder. Wir sind als Junge Union sehr zufrieden, dass wir unsere langjährige Forderung nach einer Mitgliederbefragung durchsetzen konnten. Jedes Mitglied wird genau abwägen und für sich entscheiden. Persönlich werde ich, so wie vermutlich auch viele andere JU-Mitglieder, Friedrich Merz wählen. Nicht umsonst lag er bei unserer Mitgliederbefragung vor einem Jahr mit 52 Prozent deutlich vorne.
Was hat Friedrich Merz, was die beiden anderen beiden Kandidaten in diesem Rennen nicht haben?
Kuban: Merz steht für klare Positionen, eine neue Diskussionskultur und hat ein starkes Team aufgestellt, das die ganze Breite der Partei abbildet. Mit Mario Czaja, Christina Stumpp und Carsten Linnemann zeigt er, dass wir als Union Stadt und Land, Ost und West, jung und alt, Wirtschaftsund Sozialkompetenz vereinen können. Man muss nicht immer einer Meinung sein, aber mit einer neuen Debattenkultur von Bundesvorlich stand bis zur Basis werden wir wieder klare Positionen finden und dabei alle mitnehmen.
Entfernt sich die Union mit Merz als Parteichef nicht aus der „modernen Mitte“, die etwa Röttgen besetzen will? Kuban: Nein. Ich halte auch nichts von der Diskussion, der eine ist mehr Mitte als die anderen Kandidaten. Aus meiner Sicht stehen alle drei Kandidaten in der Mitte der Partei und damit in der Mitte der Gesellschaft. Es sollte jetzt vor allem um die Antworten auf die Zukunftsthemen für Deutschland und Europa gehen.
Als CDU-Vorsitzender sollte man auch als Kanzlerkandidat bereitstehen. Gilt das ebenfalls für Merz?
Kuban: Das entscheiden wir in drei Jahren. Jetzt muss es darum gehen, die Union inhaltlich wie personell wieder fit zu machen, damit wir 2025 überhaupt in der Lage sind, das Kanzleramt zurückzuerobern.
Corona ist derzeit das wichtigste Thema. Die Union regiert noch in den Ländern, was erwarten Sie also jetzt von ihrer Partei?
Kuban: Auch wenn wir im Bund in der Opposition sind, haben wir weiterhin eine große Verantwortung in vielen Bundesländern. Die Umsetzung der von Bund und Ländern beschlossenen Maßnahmen wird vermutlich nicht ausreichen, um die vierte Welle in den Griff zu bekommen.
Sind Sie für eine Corona-Impfpflicht?
Kuban: Ich persönlich plädiere dafür, dass es ein konsequentes 2G beziehungsweise 2GPlus bei großen Versammlungen geben muss – also eine De-facto-Impfpflicht. Und dass so weitreichend wie mög
– vom Arbeitsplatz, Busund Bahnfahrten über den Restaurantbesuch bis zu Veranstaltungen wie Stadion, Theater oder Kino. Wer sich nicht impfen lässt kann noch in den Supermarkt, zum Arzt oder Apotheker. Das war’s. Es gibt eben nicht nur eine Freiheit des Einzelnen, sondern auch eine Verantwortung für die Gesundheit aller anderen und wir wollen nicht wegen 13 Millionen ungeimpfter Erwachsener jetzt jeden Winter den Lockdown für alle erleben.
Sehen Sie die Ampel auf dem richtigen Weg im Kampf gegen Corona?
Kuban: Wir haben die epidemische Lage von nationaler Tragweite bei vergleichsweise niedrigen Inzidenzen im Sommer zweimal verlängert mit Stimmen von SPD und Grünen. Es ist ein schwerer Fehler, dass die Ampel dieses Instrument jetzt auslaufen lässt. Die Beschlüsse und das gesetzliche Konstrukt der neuen Koalition werden nicht ausreichen, um die vierte Welle zu brechen. Deshalb braucht es zügig eine Bundestagssitzung, um die epidemische Lage zu verlängern und die Pandemie in den Griff zu bekommen. Hier hat die Ampel jetzt die Verantwortung. Keiner will in Deutschland so tragische Zustände wie in Bergamo zu Beginn der Pandemie erleben.