Von Delmenhorst aus Hilfe in aller Welt
Delmenhorsterin Regina Hewer in Spitzenamt im Kinderhilfswerk terre des hommes
Delmenhorst – Ganz oben zu sein, ist für Regina Hewer nichts Neues. Sie war Personalleiterin eines internationalen Unternehmens in Bremen mit mehreren Hundert Mitarbeitern, dann Chefin einer großen Druckerei in der Hansestadt. Mit 52 Jahren verabschiedete sie sich vom Berufsleben – sie hatte ihre beruflichen Ziele erreicht und wollte ihre Kraft für neue Projekte einsetzen.
Heute, im Alter von 65 Jahren, ist sie wieder ganz oben. Ehrenamtlich. An der Spitze des Präsidiums im Kinderhilfswerk terre des hommes Deutschland ist sie seit diesem Herbst sozusagen dessen Aufsichtsratsvorsitzende. „Das mit dem Management liegt wohl in meinem Naturell“, lacht sie.
Zum Interview hat sie in ihre gemütliche Wohnküche in Delmenhorst eingeladen, der Tee dampft in einer Kanne
dem großen Holztisch. Trotz ihres beruflichen Erfolgs ist Regina Hewer extrem bodenständig geblieben – und genau das gefällt ihr auch an der Arbeit für terre des hommes. „Die Arbeit geschieht auf Augenhöhe“, betont sie. „Sowohl intern als auch mit den Menschen vor Ort. Nicht wir entscheiden, welche Projekte dort angeschoben und finan
ziert werden, sondern sie selbst.“Und da können in Indien ganz andere Schwerpunkte gesetzt werden als in Peru oder Ghana.
Was Regina Hewer besonders wichtig ist: Die Unterstützung ist nicht karitativ, sondern Hilfe zur Selbsthilfe. Mit viel Begeisterung erzählt sie von den Lebenswegen der Kinder von einst, die heute Lehreauf rinnen sind, in Handwerksberufen Fuß gefasst oder studiert haben – und ihrerseits der jungen Generation Starthilfe geben. „Wer Hilfe erfahren hat, wird als Erwachsener oft selbst ehrenamtlich aktiv“, weiß die Delmenhorsterin.
Die Unruhen im Nahen Osten haben sich auch auf die Arbeit des Kinderhilfswerks ausgewirkt. Es gebe derzeit mehr Projekte in Krisengebieten, aber auch in Deutschland, sagt sie. Ebenso wie andere Organisationen engagiert sich terre des hommes in der Flüchtlingshilfe, Regina Hewer selbst hat während der Flüchtlingswelle aus Syrien unter anderem Deutschkurse gegeben.
Feindseligkeit nimmt zu
Doch noch etwas anderes hat sich verändert, ist ihre Erfahrung: „Die Feindseligkeit bei unseren Spendensammlungen hat zugenommen.“Immer wieder werde die Frage gestellt, warum die Organisation sich nicht um Kinder in Deutschland kümmere, auch hier gebe es Not. „Aber hier gibt es viele staatliche Stellen und Organisationen, die helfen – das haben Kinder woanders so nicht“, macht sie deutlich.
Umweltschutz ist Thema
Aktuell sei der Umweltschutz ein großes Thema bei terre des hommes, erzählt sie, denn: „Die Umweltzerstörung zeigt sich in anderen Ländern viel extremer als bei uns.“Deshalb sei es wichtig, dass das Recht auf eine gesunde Umwelt zukünftig auch in der Kinderrechtskonvention verankert werde. Nach einer erfolgreichen Unterschriftenaktion sei terre des hommes jetzt vom UN-Kinderrechtsausschuss beauftragt worden, einen entsprechenden Gesetzeskommentar zu entwerfen. „Zu sehen, dass solche Erfolge möglich sind – das sind echte Sternstunden“, sagt Hewer.