Für Matti zählt jeder Schritt
Matti (3) kam als frühes Frühchen auf die Welt – Laufen lernen als großes Ziel
Oldenburg/Loy – Wenn Matti die Kinder in seinem Dorf den Hang hinunterlaufen sieht, sagt er zu seiner Mutter: „Das will ich auch“. Sein Weg dorthin ist allerdings schwer. Der Dreijährige kam im Mai 2018 im Oldenburger Klinikum als Frühchen zur Welt, in der 24. Schwangerschaftswoche. „Ab der 27. Woche haben die Babys gute Chancen. Alles darunter ist eine Grauzone“, erzählt seine Mutter Vanessa Menke. „Die Ärzte haben mir vor dem Kaiserschnitt gesagt, wenn er atmend auf die Welt kommt und seinen Willen zeigt, ergreifen sie Maßnahmen. Sonst nicht.“Seinen Willen hat Matti dann deutlich gezeigt. „Er kam quietschend auf die Welt. Er hat sich entschieden“, erinnert sich die 31-Jährige.
Seitdem hat er viel durchgemacht. „Zu Beginn zählte jede Stunde, jeder Tag“, sagt Vanessa Menke. Schon in den ersten Wochen musste er am Darm operiert werden, neun weitere Eingriffe folgten. „Seine Bauchdecke war wochenlang offen. Er war intubiert. Es ist schwer, das als Mutter zu sehen“, erinnert sie sich. „Ich hatte aber trotzdem nie Angst, dass Matti stirbt.“Noch bis Oktober ist er im Krankenhaus, seine Mutter immer an seiner Seite. Vater Dennis Menke kam so oft es ging zu Besuch.
Schlimme Nachricht
Entlassen wurde Matti als gesundes Kind. „Natürlich wussten wir, dass er irgendwann vielleicht Defizite haben könnte. Er hat sich dann gut gemacht und die wichtigen Meilensteine in der Entwicklung nur etwas später erreicht als andere Kinder“, erklärt Vanessa Menke. Als sie im März 2020 im Sozialpädiatrischen Kinderzentrum Oldenburg in einem Gespräch erfuhr, dass Matti wohl nie laufen wird, zog es ihr den Boden unter den Füßen weg. „Aufgrund einer Hirnblutung hatte er eine Zerebralparese erlitten.
Acht Schritte
Bei ihm äußert sich das durch Spastiken in den Beinen“, erklärt sie. Wenn Matti laufen will, setzt er die Füße über Kreuz. Ihn nach der niederschmetternden Diagnose in den Rollstuhl zu setzen, kam für seine Eltern aber nie in Frage. „Es ist mir egal, was die Ärzte meinen. Das hat nur einer zu entscheiden, und das ist der kleine Mann hier. Das hat er schon in seinen ersten fünf Monaten gezeigt“, sagt Vater Dennis Menke bestimmt. Der Stolz auf seinen Sohn ist ihm anzumerken.
Und Matti hat seinen starken Willen vor wenigen Wochen neu bewiesen. Acht Schritte ist er frei gelaufen, erzählt Vanessa Menke. Sie war mit ihm in einer Spezialklinik in Hamm. „Das war ein wichtiges Erlebnis, weil Matti selbst gemerkt hat, dass er es kann.“Um ihrem Sohn zu unterstützen, ist die 31-Jährige zehn bis 14 Wochen im Jahr mit ihm in Reha-Zentren oder Kliniken. Zu Hause bekommt er Ergound Physiotherapie. Sonst besucht er den Kindergarten. „Ich suche oft im Internet nach neuen Ansätzen“, erzählt Vanessa Menke. Eine Möglichkeit hat sie in Bremen gefun
den. Dort könnte Matti an einer Studie teilnehmen. „Wir müssen diese Behandlung zum Teil selbst zahlen. Den ersten Durchlauf konnten wir über den Verein ,Kinderlachen Oldenburg’ finanzieren. Für den zweiten Teil hoffen wir noch auf Spenden.“Während seine Eltern überlegen, wie sie ihn am besten unterstützen, zieht sich Matti am Wohnzimmersofa hoch und setzt vorsichtig einen Fuß vor den anderen. Er sieht stolz aus.
Wer Matti helfen möchte, kann Kontakt über den Verein Kinderlachen Oldenburg e.V. suchen: info@kinderlachenoldenburg.de oder Telefon 04407/9138112.