„Manche Sachen muss man spüren“
Justus Förster ist gelernter Gitarrenbauer und Koch – Erstes Instrument mit 15 gebaut
Oldenburg – Erst Koch, dann Gitarrenbauer: Justus Förster entschied sich für einen ungewöhnlichen Berufsweg. Der 28-jährige Oldenburger hat gerade seine Gesellenprüfung als Zupfinstrumentenbauer mit Fachrichtung Gitarrenbau abgelegt. Zuvor lernte er Koch in Berlin. So weit die beiden auch Berufe auseinanderliegen, es gibt Gemeinsamkeiten.
Gelernt hat Förster im Gitarrenatelier Daniel Stark in der Oldenburger Innenstadt. In diesem Jahr wurde er im Leistungswettbewerb des Deutschen Handwerks als Kammersieger ausgezeichnet. Mit einem Augenzwinkern muss gesagt werden: Er stand außer Konkurrenz. Denn die Ausbildung ist überaus selten (siehe Infobox), im Bereich der Oldenburger Handwerkskammer gab es keine Mitbewerber.
Das Instrument hat Förster schon früh für sich entdeckt. Mit sechs Jahren fing er an, Gitarre zu spielen. Seine erste Gitarre baute Förster als 15-Jähriger gemeinsam mit seinem Bruder in der väterlichen Tischlerwerkstatt. Doch beruflich folgte er zunächst seiner Leidenschaft für gutes Essen und zog nach Berlin, wo er die Ausbildung zum Koch machte. Förster arbeitet gerne mit seinen Händen. „Koch ist auch ein Handwerk und hart körperliche Arbeit“, sagt er.
Faszination für Musik
Mit seiner ersten Stelle sei er allerdings nicht so richtig warm geworden, erzählt Förster. Dann bot Daniel Stark, bei dem er 2011 ein Praktikum gemacht hatte, einen Ausbildungsplatz an. „Schaden kann es nicht“, habe er sich gedacht und zog für die Ausbildung zurück nach Oldenburg – eine gute Entscheidung, wie sich zeigen sollte.
Sein innerer Antrieb sei seine Faszination für Musik, sagt Förster. Der Beruf gebe ihm die Möglichkeit, den Bau einer Gitarre von der ersten Skizze an in der Hand zu haben. Und dann ist da natürlich noch der „musikalische Mehrwert“, wie Förster es nennt: Am Ende steht das fertige, spielbare Instrument.
Eigenen Weg finden
Immer exakt nach Rezept zu kochen, funktioniere ebenso wenig wie immer exakt nach Anleitung eine Gitarre zu bauen. Holz verhalte sich immer etwas anders, man müsse individuell darauf eingehen, erklärt Förster. „Es ist wie beim Kochen. Man muss manche Sachen einfach spüren.“Der Klang einer Gitarre sei von vielen Faktoren abhängig, unter anderem von Material und Materialstärke, dem Volumen des Korpus, der Größe des Schalllochs. „Man muss seinen eigenen Weg finden.“
Das ist mit ein Grund, warum Förster sich jetzt neben seinem Halbtagsjob in der Gastronomie und einem Minijob bei Daniel Stark eine Selbstständigkeit aufbauen will: „Ich möchte meine eigenen Ideen umsetzen.“Die Startbedingungen seien optimal: Stark unterstütze ihn sehr und gebe ihm einen „riesen Vertrauensvorschuss“.
@ Bilderstrecke unter: www.ol.de/gitarrenbauer