Nordwest-Zeitung

Erstes Auto zufällig in der NWZ wiedergefu­nden

Ernst-Günter Porsch möchte den Mercedes 220 S zurück auf die Straße bringen

- Von Ulrich Schlüter

Elsfleth – Zuerst glaubte Ernst-Günter Porsch seinen Augen nicht zu trauen. Und dann war er sich beim genaueren studieren der Zeitungsan­nonce im Kleinanzei­ger der Nordwest-Zeitung ganz sicher: „Das ist doch mein Auto von früher, das ich vor über 40 Jahren verkauft habe“, entfuhr es ihm. Ein spezielles Detail sprach absolut dafür. Er hatte die inneren Türverklei­dungen des Mercedes 220 S selbst noch mit einer hölzernen Zierleiste versehen. „Ich habe ihn durch die Inneneinri­chtung sofort wiedererka­nnt.“

Ein Hingucker

Als der 69-Jährige jetzt das Rolltor seiner Garage in Moordorf öffnet, fällt der Blick sogleich auf einen wunderschö­nen Oldtimer. Die Karosserie des Daimler-Benz, Baujahr 1960, sei noch absolut intakt, freut sich Ernst-Günter Porsch. Es gebe nur ganz wenige

Ernst-Günter Porsch vor seinem neuen alten Mercedes, den er durch Zufall wiederentd­eckte.

oberflächl­iche Roststelle­n, sagt er. Darüber sieht man gelassen hinweg. Gewöhnungs­bedürftig ist die Farbe des Autos: Ursprüngli­ch war der Mercedes blau lackiert gewesen mit schwarzem Vinyldach. Von einem Autolackie­rer hatte Ernst-Günter Porsch den Wagen später in Silber umlackiere­n lassen. Jetzt präsentier­t sich der Hingucker in einer

Optik: eine farbliche Melange aus Mintgrünme­tallic.

Kfz-Schein

Sein Glück kann Ernst-Günter Porsch immer noch kaum fassen. Er hat das Original des Kfz-Scheins seines ersten Autos aufbewahrt. Irgendwann hatte er angenommen, den Schein verloren zu haben und sich als Ersatz ein Duplikat ausstellen lassen, das dann zum neuen Eigentümer des Daimlers wechselte.

Später fand er das Original wieder und hob es auf. „Als Erinnerung“, sagt er. Das kam ihm jetzt zugute. „Als ich dem Autoverkäu­fer sagte, dass das mein Mercedes ist, reagierte er zunächst skeptisch“, merkt Ernst-Günter Porsch an. Nachdem der Autohändle­r die Fahrgestel­lnummer abgegliche­n hatte, sei er doch ziemlich fassungslo­s gewesen, erinnert sich der 69-Jährige. „Der Mann hatte Gänsehaut.“Es gab keinen Zweifel mehr, das anfänglich­e Misstrauen war mit einem Mal verflogen. So etwas war dem Autohändle­r in seinem bisherigen Berufslebe­n noch nicht widerfahre­n. Die beiden einigten sich auf einen fairen Preis.

Zur Bundeswehr

Ernst-Günter Porsch war nach einer Dachdecker­lehre als junundefin­ierbaren ger Geselle im Jahr 1972 dem Ruf zur Bundeswehr gefolgt. Ein fahrbarer Untersatz musste also her, um zur Grundausbi­ldung in die Niederland­e und später nach Jever zu kommen. „Ich habe den Wagen als Unfallauto gekauft und mit einem Bekannten wieder flott gemacht“, sagt Ernst-Günter Porsch. Die erste große Tour mit dem Auto und den 110 Pferdestär­ken unter der Haube machte er dann mit einer Freundin nach Südfrankre­ich.

Den Motor seines Mercedes 220 S hatte Ernst-Günter Porsch im März 1975 für 1264,18 Mark überholen lassen. „Das war damals viel Geld für mich“, sagt er. Und auch die nachfolgen­den Besitzer investiert­en.

„Da ist viel gemacht worden. Der Wagen hat auch eine neue Bremsanlag­e“, weiß der Moordorfer, für den im Mercedes viel Erinnerung steckt. „Ich möchte, dass er wieder auf die Straße kommt“, sagt er. „Das ist meine Lebensaufg­abe.“

 ?? BILD: privat ??
BILD: privat

Newspapers in German

Newspapers from Germany