Warum Werner in eine höhere Schublade greift
Das funktionierte bei Werders 4:0 gegen Aue gut – Veljkovic in Rolle des Skorpions
Bremen – In sportlicher Hinsicht war unter Trainer Markus Anfang beim FußballZweitligisten Werder Bremen beileibe nicht alles schlecht gewesen. Die nach dem Abstieg umgebaute Mannschaft stand nach einigen respektablen und einigen sehr schwachen Auftritten im Tabellenmittelfeld – dann kam der Aufsehen erregende Rücktritt von Anfang, der gefälschte Impfzertifikate genutzt haben soll.
Geist des Neubeginns
Auf dem Feld hatte es bei Werder in dieser Saison also mitunter schon gut hingehauen, und dennoch wehte nach dem 4:0-Sieg gegen Erz
gebirge Aue am Freitagabend der Geist des Neuanfangs durchs nasskalte Weserstadion. Denn einen besseren Einstieg als neuer WerderCoach hätte Ole Werner kaum erwischen können. Mit diesem Erfolg ist in Bremen die Hoffnung verbunden, dass ab jetzt nur noch über sportliche Dinge diskutiert wird.
„Es war ein sehr schöner Abend für alle, die zu Werder halten und natürlich auch für mich“, sagte Werner nach dem höchsten Saisonsieg der Bremer. Zu was diese imstande sind, war auf mehreren Ebenen zu beobachten. Die WerderProfis agierten bissig, sie agierten schnell und sie waren vor dem Tor effektiv.
Spielerische Lösungen
Dass in dieser Mannschaft auch spielerisch viel Substanz steckt, war in mehreren Szenen zu beobachten. Wenn nämlich ein Bremer mit dem Ball in eine bedrohliche Situation geriet, gelang es mehrfach, mit schnellen Kombinationen und unter Einbindung mehrerer Beteiligter, dieses Problem zu lösen und andersherum plötzlich Druck auf die Gäste aus Sachsen auszuüben. Das Publikum – 15 024 Zuschauer waren gekommen – dankte es mit spontanem Applaus.
An der Spielweise der Bremer war zu erkennen, dass dieser Trainerwechsel ein besonderer war – schließlich waren es keine sportlichen Gründe, die dazu führten. Normalerweise setzen neu ins Amt gekommene Coaches auf einfache, bewährte Dinge, um eine oft verunsicherte Mannschaft wieder zu stabilisieren. Werner dagegen kann einige Schubladen höher einsteigen, so dass gegen Aue eben keine ordinär auftretende Werder-Elf auf dem Platz stand, sondern eine, die richtig guten Fußball spielte.
Welch ungewöhnliches Tor Verteidiger Milos Veljkovic in der 19. Minute erzielte, wurde vielen Stadionbesuchern erst in der Halbzeitpause bewusst, als die Szene noch mehrfach in verlangsamter Wiederholung auf den Stadionbildschirmen gezeigt wurde. Der Serbe stand am Fünfmeterraum, sprang nach vorn und kickte den Ball hinter seinem Rücken mit der Hacke ins Tor – im Fußball trägt so eine Aktion den Namen „Skorpion-Tor“. Der Gladbacher Valentino Lazaro hatte auf ähnliche Art das von ARD-Zuschauern gewählte „Tor des Jahres 2020“erzielt.