Das kann nur Clásico
In Corona-Zeiten, die nun schon beinahe zwei Jahre andauern, ist nur noch wenig wie zuvor. Deshalb ist es inzwischen nicht mehr selbstverständlich, dass nach einem Fußballspiel intensiv über das Spiel diskutiert wird – früher tat man das. In den vergangenen Tagen und Wochen waren stattdessen die Themen Zuschauer-Ausschluss und Impfquoten ständige Begleiter des Systems Profifußball. Auch dieses System selbst muss sich aufgrund vieler Privilegien zu Recht heftiger Kritik erwehren.
Da muss all denen, die sich vor allem für das Sportliche interessieren, nach dem Spitzenspiel das Herz aufgehen. Denn am Samstagabend wurde in Dortmund im Überfluss Material für klassische Diskussionen geliefert. Lewandowski versus Haaland, Foulelfmeter ja oder nein, Handelfmeter ja oder nein, BayernBonus, Dortmund-Malus – dieses Spiel bot sehr, sehr viel, das hinterher zu besprechen wäre.
Damit das große Thema Corona mal für ein paar Stunden in den Hintergrund rückt, bedarf es schon dieses Gipfeltreffens, das von manchen auch deutscher Clásico genannt wird. Kein anderes Duell in der Bundesliga hat das Potenzial, so viele Menschen wieder für den eigentlichen Fußballsport zu interessieren. Das funktioniert aber auf Jahre nur, wenn dieses Match halbwegs auf Augenhöhe stattfindet. Und an der Stelle wird’s problematisch, der Abstand zwischen den beiden wird immer größer. Vor neun Jahren, 2012, hieß der Meister zum bislang letzten Mal nicht Bayern München, sondern – Borussia Dortmund. Wann das wieder so sein wird und damit etwas mehr Würze in den Bundesliga-Eintopf kommt, ist derzeit völlig offen. Der Norden schaut inzwischen schon mehr auf die 2. Liga mit den Clubs aus Hamburg, Bremen und Hannover. Wenn auch der Westen deutlich vom Süden abgehängt wird, verliert die Bundesliga mehr und mehr von ihrer Attraktivität. @ Den Autor erreichen Sie unter Richters@infoautor.de