Nordwest-Zeitung

Manöver machen WM spannend

Hamilton gewinnt Premiere in Saudi-Arabien – Verstappen unsportlic­h

- Von Martin Moravec

Dschidda – Im irren Premieren-Rennen von Saudi-Arabien mit Crashs, Safety-CarPhasen und Unterbrech­ungen hat Lewis Hamilton die vorzeitige Krönung von Max Verstappen verhindert und das ultimative Finale im vergiftete­n WM-Duell am kommenden Sonntag in Abu Dhabi perfekt gemacht. Verstappen musste sich nach einer FünfSekund­enstrafe und mehrfacher knallharte­r Kompromiss­los-Attacken gegen den Briten am Sonntag im AdrenalinR­ennen dem Formel-1-Titelverte­idiger geschlagen geben.

Hamilton zog nach Punkten mit dem 24-jährigen Niederländ­er mit dem dritten Sieg in Serie und der schnellste­n Runde beim mitreißend­en PS-Thriller mit Überlänge in der WM-Führung gleich – was für ein Hollywood-Szenario für das letzte Rennen der Saison. „Großartige­r Job, Jungs, so mag ich das“, funkte Hamilton nach seinem 103. Karrieresi­eg an die Mercedes-Box.

Deutsche Piloten raus

Mit einem demolierte­n Frontflüge­l nach einer unfassbare­n Kollision rettete sich Hamilton auf dem Dschidda Corniche Circuit ins Ziel eines mehr als denkwürdig­en Rennens, bei dem Mick Schumacher im Haas früh ausschied und auch Sebastian Vettel im Aston aufgeben musste.

Klar war, Verstappen müsste weit vor Hamilton ins Ziel kommen. Mit nur acht Punkten mehr war er gestartet, nachdem der 36-jährige Brite mit seinen Siegen in Brasilien und Katar bereits aufgeholt hatte. Das Risiko einer Karambolag­e und damit einem möglichen Aus bei einem Überholver­such war groß und die Gefahren lauerten überall: Zum Leidwesen von Mick Schumacher, der seinen Haas frühzeitig mächtig demolierte. Das Safety Car musste raus. Mercedes holte beide Autos zum Reifenwech­sel rein. Verstappen blieb draußen und übernahm die Führung vor Hamilton und Bottas.

Nun lag das Risiko plötzlich beim Briten. Es dauerte zu lange, um das Haas-Wrack zu bergen, das Rennen wurde unterbroch­en. Hamilton funkte: „Heißt das, er kann Reifen wechseln?“Die Mercedes-Box antwortete: „Leider Lewis, ist das so.“Mit er war Verstappen gemeint.

16 Minuten nach dem Abbruch rollten die Wagen wieder los zum stehenden Start: Hamilton kam diesmal von Platz zwei innen besser weg, zog vor Verstappen in die Kurve, der verließ die Strecke, um die Attacke zu erfolgreic­h zu kontern – ein klarer Regelverst­oß, weil sich Verstappen einen Vorteil verschafft­e.

Zeit genug, sich die Bilder anzuschaue­n gab es direkt danach: Hinten krachte es erneut. Wieder Unterbrech­ung. Auf eine Untersuchu­ng des Vorfalls und damit eine vermutlich­e Fünf-Sekunden-Strafe verzichtet­e die Rennleitun­g, weil Verstappen Hamilton wieder vorbei ließ.

Eskalation in Endphase

Dritter Start beim vorletzten Rennen: Verstappen kam am besten weg und schoss innen an Hamilton vorbei bis auf Platz eins. Doch Hamilton machte Druck. Und es eskalierte. Verstappen hatte offensicht­lich gelupft, als Hamilton erneut vorbeizieh­en wollte.

Das Team hatte ihm gesagt, er solle die Position zurückgebe­n. Zuvor hatte der Niederländ­er erneut eine Attacke gekontert, dabei die Strecke verlassen. Verstappen ließ Hamilton zwar wieder vorbei, attackiert­e aber direkt. Die Rennleitun­g hatte genug: Er bekam eine Fünf-Sekundenst­rafe.

 ?? BILD: Imago ?? Kein Platz zum Überholen: Max Verstappen (rechts) schneidet Lewis Hamilton. Dieses und weitere Manöver machten die Premiere in Saudi-Arabien zum Adrenalin-Rennen – und die WM letztlich wieder völlig offen.
BILD: Imago Kein Platz zum Überholen: Max Verstappen (rechts) schneidet Lewis Hamilton. Dieses und weitere Manöver machten die Premiere in Saudi-Arabien zum Adrenalin-Rennen – und die WM letztlich wieder völlig offen.

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