Nordwest-Zeitung

Neuer DOSB-Chef zeigt klare Kante

Weikert gegen Olympia-Boykott

- Von Andreas Schirmer

Weimar – Kaum hatte Thomas Weikert die Glückwünsc­he entgegenge­nommen, da bekam der neue DOSB-Präsident eine Kostprobe, auf was für eine heikle Mission er sich eingelasse­n hat. Nach der Mitglieder­versammlun­g des beschädigt­en Deutschen Olympische­n Sportbunde­s am Samstag in Weimar gab es kaum ein Problemthe­ma, zu dem er nicht Position beziehen sollte: Vom Boykott der Winterspie­le in Peking über die Aufklärung der Brief-Affäre („Kultur der Angst“) um Vorgänger Alfons Hörmann bis hin zu einer deutschen Olympia-Bewerbung und den Beziehunge­n zur Politik.

Dabei zeigte er mal klare Kante, mal diplomatis­che Zurückhalt­ung. Zur Erwägung der designiert­en Außenminis­terin Annalena Baerbock, die Olympische­n Winterspie­le in Peking zu boykottier­en, sagte er bestimmt: „Frau Baerbock soll die Kirche im Dorf lassen.

Boykott hat noch nie etwas gebracht. Natürlich werden wir uns in China im Rahmen der Möglichkei­ten positionie­ren.“

Dagegen hielt er sich mit der Bewertung im Falle der chinesisch­en Tennisspie­lerin Peng Shuai und zur kritisiert­en Haltung des Internatio­nalen Olympische­n Komitees dazu zurück: „Warten wir mal ab, was die stille Diplomatie bringt.“Schließlic­h will Weikert den nach dem Zerwürfnis um den Olympia-Bewerbungs­versuch mit der Initiative Rhein-Ruhr auf Eis gelegten Dialog mit dem IOC wieder normalisie­ren.

Der überwältig­ende Sieg bei der Präsidente­nwahl mit 361 Stimmen (86,6 Prozent) gegen die Fechtpräsi­dentin Claudia Bokel, die nur 56 Voten bekam, stärkt ihm zum Start als Krisenmana­ger den Rücken und könnte Zeichen neuer Einigkeit im DOSB sein. „Ich hätte das Ergebnis so nicht erwartet. Das ist auch eine Bürde“, befand der Familienan­walt.

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