Neuer DOSB-Chef zeigt klare Kante
Weikert gegen Olympia-Boykott
Weimar – Kaum hatte Thomas Weikert die Glückwünsche entgegengenommen, da bekam der neue DOSB-Präsident eine Kostprobe, auf was für eine heikle Mission er sich eingelassen hat. Nach der Mitgliederversammlung des beschädigten Deutschen Olympischen Sportbundes am Samstag in Weimar gab es kaum ein Problemthema, zu dem er nicht Position beziehen sollte: Vom Boykott der Winterspiele in Peking über die Aufklärung der Brief-Affäre („Kultur der Angst“) um Vorgänger Alfons Hörmann bis hin zu einer deutschen Olympia-Bewerbung und den Beziehungen zur Politik.
Dabei zeigte er mal klare Kante, mal diplomatische Zurückhaltung. Zur Erwägung der designierten Außenministerin Annalena Baerbock, die Olympischen Winterspiele in Peking zu boykottieren, sagte er bestimmt: „Frau Baerbock soll die Kirche im Dorf lassen.
Boykott hat noch nie etwas gebracht. Natürlich werden wir uns in China im Rahmen der Möglichkeiten positionieren.“
Dagegen hielt er sich mit der Bewertung im Falle der chinesischen Tennisspielerin Peng Shuai und zur kritisierten Haltung des Internationalen Olympischen Komitees dazu zurück: „Warten wir mal ab, was die stille Diplomatie bringt.“Schließlich will Weikert den nach dem Zerwürfnis um den Olympia-Bewerbungsversuch mit der Initiative Rhein-Ruhr auf Eis gelegten Dialog mit dem IOC wieder normalisieren.
Der überwältigende Sieg bei der Präsidentenwahl mit 361 Stimmen (86,6 Prozent) gegen die Fechtpräsidentin Claudia Bokel, die nur 56 Voten bekam, stärkt ihm zum Start als Krisenmanager den Rücken und könnte Zeichen neuer Einigkeit im DOSB sein. „Ich hätte das Ergebnis so nicht erwartet. Das ist auch eine Bürde“, befand der Familienanwalt.