Warnung vor „Schiffbruch der Gesellschaft“
Bei seinem Besuch auf Lesbos sagt der Papst, das Mittelmeer dürfe nicht zu einem Meer des Todes werden
Lesbos – Papst Franziskus hat bei seinem Besuch auf der griechischen Insel Lesbos an die europäischen Regierungen appelliert, die Migrationskrise zu lösen. „Lasst uns bitte diesen Schiffbruch der Zivilisation beenden“sagte er am Sonntag im Flüchtlingslager Mavrovouni.
Die Migranten und Asylsuchenden begrüßten ihn herzlich und mit großen Hoffnungen. Es ist Franziskus’ zweiter Besuch auf Lesbos nach 2016.
Damals nahm er zwölf syrische Flüchtlinge in seinem Flugzeug mit nach Rom. Es gab diesmal keine Anzeichen, dass er diese Geste wiederholt. Aber er richtete deutliche Worte vor allem an die EU, deren Kommissions-Vizepräsident Margaritis Schinas neben der griechischen Präsidentin Katerina Sakellarapoulou zusammen mit Asylsuchenden seinen Ausführungen folgten.
„Ich bitte jeden Mann und jede Frau, uns alle, die lähmende Furcht zu überwinden, die Gleichgültigkeit, die tötet, die zynische Missachtung, dass Gleichgültigkeit die an den Rändern zum Tod verurteilt“, sagte der Papst. „Lasst uns aufhören, die Realität zu ignorieren, aufhören, ständig Verantwortung wegzuschieben, aufhören, die Migrationsfrage an andere weiterzugeben, als ob sie niemanden angeht und nur eine zwecklose Bürde sei, die jemand anderes schultern soll.“
Er kritisierte die Situation im Mittelmeer, wo viele Migranten und Flüchtlinge bei dem Versuch umkommen, mit seeuntauglichen Booten Europa zu erreichen. Den alten römischen Namen für das Mittelmeer, Mare Nostrum, benutzend, sagte er, „die Wiege so vieler Zivilisationen“sei zu einem riesigen Friedhof geworden. „Lasst uns unser Mare Nostrum nicht zu einem trostlosen Mare Mortuum werden.“
Sakellarapoulou dankte Franziskus für den Besuch auf Lesbos: „Es ist eine starke Botschaft der Hoffnung und Verantwortung, die von Lesbos an die internationale Gemeinschaft gesendet wird.“