Nordwest-Zeitung

Er weiß, wie es richtig ticken muss

Luca Wehle aus der Wiefelsted­er Werkstatt Kunke ist bester Uhrmacher-Geselle Niedersach­sens

- Von Jens Schopp

Wiefelsted­e – Nicht wenige Zeitgenoss­en würde die Tätigkeit in die Verzweiflu­ng oder gar an den Rand des Wahnsinns treiben: das edle Handwerk des Uhrmachers. Man benötigt eine ruhige Hand, Geduld und ein gutes Auge. Diese Eigenschaf­ten vereinigt Luca Wehle auf sich. Er hat die Profession bei Andreas Kunke in Wiefelsted­e gelernt. Nicht nur das: Er ist als Jahrgangsb­ester in ganz Niedersach­sen aus den vergangene­n Gesellenpr­üfungen herausgega­ngen. Im Bundeswett­bewerb hat der Bad Zwischenah­ner, der mittlerwei­le in Oldenburg lebt, einen soliden Mittelfeld­platz erreicht. „Ich bin mehr als zufrieden“, so der junge Uhrmacher. Entspreche­nd stolz ist auch sein Lehrherr und Chef Andreas Kunke. Mit der Note 1,8 schloss der 22-Jährige seine Prüfung ab.

Das Filigrane fasziniert

Das Filigrane an dem Handwerk sei genau das, was ihn immer fasziniert habe, sagt Wehle. „Mit 14 Jahren habe ich ein Praktikum hier gemacht“, so Wehle. Von da an hat ihn die Feinmechan­ik nicht mehr losgelasse­n.

Wehle selbst trägt eine schwere „Fortis Kosmonaut“an seinem Handgelenk. Ein Kunde hatte sie ihm überlassen, nachdem Luca Wehle ihm erläuterte, dass die Reparatur des Zeitmesser­s sicher aufwendig und teuer werden würde. „Da hab’ ich sie mir für mich selbst repariert“, so Luca Wehle.

Jede mechanisch­e Uhr sei zu reparieren, sagt Andreas Kunke. Nur: Das habe manchmal

eben seinen Preis. Und da kann man schon mal schnell im vierstelli­gen Bereich landen.

Ein Kunde überließ Luca Wehle diese Fortis Kosmonaut. Er reparierte sie und trägt sie nun selbst.

Gibt es keine Ersatzteil­e mehr, weil die Uhr zu alt ist oder die Hersteller­firma nicht mehr existiert, stellt der Uhrmacher die defekten Teile selbst her, seien es Rädchen oder Wellen. Und da sind gerade mal Toleranzen bei den Maßen von maximal 0,02 Millimeter drin. Ein Nichts.

21 Mitarbeite­r

21 Mitarbeite­r hat Andreas Kunke an der Wiefelsted­er Hauptstraß­e beschäftig­t. Darunter fünf Uhrmacherm­eister. Zwei Auszubilde­nde sitzen ebenfalls in der Werkstatt.

Und das Handwerk scheint zurzeit wirklich goldenen Boden zu haben. „Mechanisch­e Uhren boomen zur Zeit“, sagt Andreas Kunke, der seit 1998 in Wiefelsted­e sein Geschäft hat. Was bei der Frau der Brillant ist, sei bei dem Mann die Armbanduhr. „Auch der braucht ein Schmuckstü­ck“, weiß Kunke.

Wehle will auf alle Fälle seinen Meister in seiner Profession ablegen. Als Jahrgangsb­ester könne er ein Stipendium bekommen, sagt der erfolgreic­he Geselle.

Denn: Ein Meisterkur­s an einer der wenigen Meistersch­ulen in Deutschlan­d verschling­e schon mal einen „niedrigen“fünfstelli­gen Betrag.

Erst einmal arbeitet er aber an der Wiefelsted­er Hauptstraß­e weiter. Und dort hat er zusammen mit seinen Kollegen und Chef Andreas Kunke genug zu tun. Die Kundschaft rekrutiere sich aus ganz Nordwest-Deutschlan­d, berichtet der Uhrmacher-Meister. Das Uhrmacher-Handwerk betreibt die Familie übrigens seit 1853.

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BILDer: Jens Schopp Der Meister und sein Meistersch­üler: Luca Wehle schloss seine Ausbildung als bester Uhrmacher-Lehrling in Niedersach­sen ab. Sein Chef, Andreas Kunke, hat ihm dazu das nötige Rüstzeug mit auf den Weg gegeben.
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Der Arbeitspla­tz von Luca Wehle: Das Werkzeug ist fast so filigran wie das Innere der Uhren, die er repariert.
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