Nordwest-Zeitung

Rückversan­d als Strategie

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Timo Janssen (von links), Zoé Srodka, Ernst und Nils Lameyer haben unter dem Namen „Ich hab ne Macke“einen Marktplatz für Retouren entwickelt.

Retouren gab es einen CoronaEffe­kt: Weil nun auch bewusstere Einkäufer online bestellten, sank der Anteil der Rücksendun­gen leicht auf knapp 16 Prozent. Asdecker geht von einem vorübergeh­enden Phänomen aus. Die Forscher schätzen, dass 2020 rund 315 Millionen Pakete mit Retouren verschickt wurden. Die Ware weist laut den befragten

Händlern zunehmend Gebrauchss­puren auf oder kommt in einem Zustand zurück, in dem sie nur noch entsorgt werden kann. 2018 gaben die Händler noch an, etwa vier Prozent der Retouren zu entsorgen.

Die Geschäftsi­dee

Geschäftsi­dee da war, kann Ernst Lameyer nicht mehr sagen. Unter der Marke „Ich hab ne Macke“will der Oldenburge­r Unternehme­r einen Marktplatz für den Handel mit Retouren und B-Ware aufbauen – die auch mal kleinere Macken aufweisen darf. Das Unternehme­n hat Lameyer bereits 2018 gegründet, nun steht der nächste Schritt an.

Oldenburg/sve – Retouren sind nicht nur schlecht für die Umwelt, sondern auch fürs Geschäft: Sie verursache­n Kosten, oft kann die zurückgesc­hickte Ware nur noch reduziert verkauft werden. Es profitiere­n einmal mehr die großen Händler, die ihre Kosten im Vergleich zu kleineren Wettbewerb­ern weiter senken

Ab Januar sollen ausgewählt­e Händler ihre reduzierte­n Artikel vertreiben können. Sie geben den Zustand ihrer Produkte nach festgelegt­en Kategorien an. „Wir werden die Unternehme­n bewusst auswählen und genau beobachten, ob die Beschreibu­ngen mit den Kundenrück­meldungen übereinsti­mmen“, sagt Prokurist Timo Janssen, der die Plattform entwickelt hat und sie technisch betreut. Gerade leitet er die Testphase, die Anfang des Jahres abgeschlos­sen sein soll.

Bis dahin treten Ernst Lameyer und sein Sohn Nils mit ihrem anderen Unternehme­n Best Dealz 24 noch als einziger Händler auf der Plattform auf. Sie vertreiben darüber die Retourenwa­re eines führenden können und durch die hohen Stückzahle­n auch geringere Margen besser verkraften. „Das funktionie­rt nach dem Prinzip: Es schadet mir zwar, aber es schadet dir noch viel mehr“, erklärt Retourenfo­rscher Björn Asdecker. Kostenlose­r Rückversan­d, einfache Erstattung und lange Fristen fördern häufige Retouren.

Anbieters von Bürostühle­n.

Der Markt

Viele Unternehme­n verkaufen ihre Retouren bereits reduziert über Plattforme­n wie Ebay. „Das Problem dabei ist oft, dass die Kunden Neuware erwarten, weil sie nicht genau in die Beschreibu­ng schauen“, sagt Zoé Srodka, die zum Kernteam des Oldenburge­r Startups gehört. Die Folge seien schlechte Bewertunge­n für die Händler und Sanktionen durch die Plattformb­etreiber. Bei einem Marktplatz auf dem ausschließ­lich Retourenwa­re gehandelt werden, sei hingegen klar, was die Kunden zu erwarten haben – schließlic­h sorgt schon der Name für klare Verhältnis­se.

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