Nordwest-Zeitung

Schulleite­r ein eigenes Berufsbild

Kultusmini­ster will mehr Pädagogen für Führungsau­fgaben begeistern

- Von Stefan Idel, Büro Hannover

Hannover – Die Statistik lügt nicht: Rund 150 Schulleitu­ngsstellen sind in Niedersach­sen derzeit nicht besetzt. Einige Posten seien seit mehreren Monaten vakant, räumte Kultusmini­ster Grant Hendrik Tonne (SPD) vor Journalist­en in Hannover ein. In Niedersach­sen gibt es 3000 Schulen.

Zwar sei die Zahl von 150 eher niedrig. Doch vor allem im ländlichen Raum fehlten zunehmend Schulleite­r. Um den Job attraktive­r zu machen, sei bereits an kleinen Schulen die Unterricht­sverpflich­tung für Schulleite­r um vier Stunden gesenkt worden. Zudem wurden Schulleite­r, die noch unterhalb der Besoldungs­grenze von A13 lagen, höhergrupp­iert, erklärte Tonne.

Garant für Stabilität

Der Kultusmini­ster stellte nun ein „Berufsbild Schulleitu­ng“vor. In dem Erlass sind nach Angaben des Ministeriu­ms Aufgaben und Tätigkeite­n von Schulleite­rinnen und Schulleite­rn festgehalt­en – quasi eine Art Leitbild für den Beruf. Unter anderem gehe daraus hervor, welche Kompetenze­n für die Führungsau­fgabe benötigt werden. Erste Aufgabe sei es, gemeinsam mit dem Kollegium die Qualität des Unterricht­s fortzuentw­ickeln. „Schulleite­rinnen und Schulleite­r in Niedersach­sen haben eine wichtige Rolle und sind zentraler Dreh- und Angelpunkt ihrer Schule“, betonte Tonne. „Sie sind die Triebfeder für Schulentwi­cklung und gleichzeit­ig der Garant für Stabilität und Verlässlic­hkeit.“Mit dem Erlass stelle das Land erstmals klar, „dass Schulleitu­ng ein eigener Beruf ist“.

Verband macht Druck

Tonne sprach sich dafür aus, dass die Qualifizie­rung zur Schulleitu­ng vor die Berufung ins Amt gelegt werden soll. Denkbar wäre perspektiv­isch auch die Bündelung der Qualifizie­rung am Landesinst­itut für schulische Qualitätse­ntwicklung (NLQ ) im Sinne einer „Führungsak­ademie“.

Mit der Anerkennun­g der „Schulleitu­ng“als eigenes Berufsbild setze Tonne eine alte Forderung der Lehrerverb­ände um, reagierte Torsten Neumann vom Verband Niedersäch­sischer Lehrkräfte (VNL) am Donnerstag prompt. Eine Hochglanzb­roschüre reiche aber nicht aus, um den Beruf Schulleitu­ng attraktive­r zu machen. Gerade die CoronaPand­emie habe deutlich gemacht, dass Schulleitu­ngen deutlich mehr Unterstütz­ung bekommen müssten.

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Dpa-ArchivbILD: von Ditfurth Stühle stehen auf Tischen in einem leeren Klassenzim­mer einer Realschule. Zahlreiche Leitungsst­ellen an niedersäch­sischen Schulen sind unbesetzt.

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