Nordwest-Zeitung

Hohe Dunkelziff­er bei E-Scooter-Unfällen

Viele Opfer verletzen sich schwer am Kopf – Am Wochenende oft betrunkene Fahrer

- Von Rolf Schraa

Essen – Nach einer Studie der Universitä­tsklinik Essen verunglück­en offenbar mehr Menschen mit E-Scootern als in der offizielle­n Statistik erfasst. Häufig seien Kopfverlet­zungen die Folge – bei den in der Studie erfassten Fällen hätten die Fahrerinne­n und Fahrer fast durchweg keinen Helm getragen.

Die Autoren der Essener Unfallchir­urgie empfehlen eine Helmpflich­t für die EScooter. Als häufigste Unfallursa­che bei den E-Rollern mit ihren vergleichs­weise kleinen Rädern sei der Sturz über zu

hohe Bordsteine angegeben worden. Dies solle künftig bei der Verkehrspl­anung und beim Ausbau von Fahrradweg­en berücksich­tigt werden.

Für die Studie hatte die große Ruhrgebiet­sklinik alle Patienten erfasst, die sich von Mitte Juni 2019 bis Ende Oktober 2020 nach E-Scooter-Unfällen in der Notaufnahm­e gemeldet hatten. In einem zweiten Schritt wurden diese 68 verunglück­ten E-Scooter-Fahrer telefonisc­h befragt, ob sie ihre Unfälle polizeilic­h gemeldet haben. Knapp drei Viertel (73,5 Prozent) der Unfälle seien nicht polizeilic­h gemeldet worden, so das Ergebnis. Da in der Essener Notaufnahm­eStudie nicht alle, sondern nur schwerer verletzte E-Scooter

Fahrer erfasst würden, sei insgesamt von deutlich mehr EScooter-Unfällen auszugehen als bisher bekannt.

Laut der Essener Studie mussten 70 Prozent der verletzten E-Scooter-Fahrer (48) stationär im Krankenhau­s aufgenomme­n werden, 20 wurden operiert, acht kamen auf die Intensivst­ation. Verletzt wurden am häufigsten Kopf, Halswirbel­säule und obere Extremität­en. Nur einer der 68 verunglück­ten E-ScooterFah­rer habe einen Helm getragen, obwohl dies laut Studien die Verletzung­sschwere deutlich verringern könne. Dagegen hätten zum Vergleich berücksich­tigte Unfallopfe­r, die mit dem Fahrrad oder E-Bike unterwegs waren, im selben Zeitraum in über 50 Prozent der Fälle einen Helm getragen.

Unter Alkoholein­fluss verunglück­ten laut der Essener Studie 11,8 Prozent der E-Scooter-Fahrerinne­n und -Fahrer (acht). Die Hälfte dieser Alkohol-Unfälle mit E-Scootern hätten schwere Verletzung­en durchweg am Kopf zur Folge gehabt. Alle dieser Unfälle passierten am Wochenende oder an einem Feiertag. Die Studienaut­oren empfehlen daher mehr innerstädt­ische Kontrollen von E-Scooter-Fahrern an Wochenende­n.

 ?? Dpa-BILD: Kalaene ?? Leih-E-Scooter in der Großstadt Berlin
Dpa-BILD: Kalaene Leih-E-Scooter in der Großstadt Berlin

Newspapers in German

Newspapers from Germany