Corona und gesperrte Weser drücken Hafenbilanz
Stadt und Hafenwirtschaft legen Umschlag für 2021 vor – Verlagerungen auf Bahn – Zahl der Seeschiffe geht zurück
Oldenburg – Der Oldenburger Hafen bleibt einer der umschlagstärksten Binnenhäfen in Niedersachsen – trotz Rückgangs um 3 Prozent. Das zeigt die am Donnerstag vorgelegte Bilanz der Stadt. Mehr als 1,066 Millionen Tonnen Güter sind hier 2021 im Schiffs- und Bahnverkehr umgeschlagen worden. Neben Corona hätten Widrigkeiten wie die zeitweilige Sperrung der Weser das Ergebnis beeinflusst, sagte Oberbürgermeister Jürgen Krogmann. „Dennoch hat unser Hafen Kurs gehalten. Die Hafenwirtschaft bleibt ein stabiler Faktor“, so Krogmann.
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Weniger Schiffe
Der Schiffsumschlag lag bei 883 349 Tonnen – das sind 179 235 Tonnen weniger als im Vorjahr. Die Zahl der Seeschiffe ging um vier auf 48 zurück. Binnenschiffe kamen 716 – das sind 167 weniger als 2020. Obwohl der Bahnumschlag im Gegenzug erheblich gesteigert wurde – von 37 358 auf 183 208 Tonnen – konnte das Minus im Schiffsumschlag nicht komplett kompensiert werden. In Oldenburg werden vor allem Baustoffe, Getreide und
Blick auf die beiden großen Umschlagsbetriebe im Oldenburger Hafen: das Kraftfutterwerk Agravis und die Firma Rhein-Umschlag.
Futtermittel sowie chemische Erzeugnissen und Sekundärrohstoffe umgeschlagen.
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Das Wendebecken
Für 2022 erwarten die Stadt und die Oldenburger Hafenwirtschaftsvereinigung
(OHWG) auch wegen der jetzt ganzjährig verfügbaren Wendestelle wieder steigende Mengen. Die Wendemöglichkeit war im Mai 2021 eröffnet worden, wegen des lange ungewissen Fertigstellungstermins
konnte aber nicht fest mit ihr geplant werden. Das bislang größte Schiff war im Januar 2022 der 90 Meter lange Stückgutfrachter „Värmland“. Bislang konnten hier Seeschiffe maximal 86 Meter lang sein, jetzt 110 Meter.
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Elbe- statt Weserkies
Zweimal war die Weser wegen einer Havarie und baubedingt im September und Oktober 2021 für insgesamt sechs Wochen unpassierbar. „Die Bilanz für 2021 ist von den WeserSperrungen geprägt. Um lieferfähig zu bleiben, haben wir in dieser Zeit von Weserkies per Schiff auf Elbekies per Bahn umgestellt“, sagte Nico Steudel, Geschäftsführer der Unternehmensgruppe RheinUmschlag und Vorsitzender der OHWG. Die Baustoffmenge im Binnenschiffstransport ging um 82 965 Tonnen zurück, das per Bahn beförderte Volumen nahm um 145 850 Tonnen zu. „In der Summe konnten wir unser Baustoffgeschäft am Standort Oldenburg ausbauen“, zeigte sich Steudel zufrieden.
Anders sah es bei den Agrargütern aus: Hier gingen die Mengen bei Düngemitteln um 15 599 Tonnen und bei Futtermitteln um 78787 Tonnen zurück. In beiden Fällen waren Kostensteigerungen die Ursache. „Die Düngemittelpreise haben sich im vergangenen Jahr durch die Steigerung der Energiekosten vervierfacht“, sagte Sascha Hemme, Geschäftsführer der Rhein-Umschlag
Hafen und Handel GmbH, „viele Landwirte haben den Kauf von Dünger auf Lager erstmal verschoben“.
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Im Kraftfutterwerk Oldenburg wurden 19 000 Tonnen mehr produziert als im Vorjahr. Bei der Beschaffung der Rohware über den Seeverkehr jedoch ging die Menge um 4200 Tonnen und über den Binnenverkehr sogar um 20 000 Tonnen zurück. Norbert Plaggenborg von der Agravis Raiffeisen AG, dem zweiten großen Umschlagbetrieb im Hafen, und OHWG-Geschäftsführer, sagte: „Corona hat viele Warenströme verändert, zu bestimmten Terminen war bezahlbarer Schiffsraum nicht zu bekommen. Daraus resultiert die höhere Annahme von regionalen Getreidemengen aus der Ernte 2021 per Achse.“
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Einfluss von Corona
Kein Schiffstourismus
Corona hat auch dazu geführt, dass von den 29 Anmeldungen für den Fahrgastanleger 24 wieder storniert wurden. Unterm Strich haben in 2021 nur vier Fahrgastschiffe und ein Ausstellungsschiff („MS Wissenschaft“) am Stadthafen.