Nordwest-Zeitung

Als Werder letztmals von der Spitze grüßte

2011 sprang Bremen trotz Wiese-Rot auf Rang eins – Heute in Rostock Chance auf Tabellenfü­hrung

- Von Lars Blancke

Bremen – Dass dieser 17. September 2011 tatsächlic­h der Tag wurde, an dem Werder Bremen das letzte Mal an die Spitze der Fußball-Bundesliga sprang, hatte sich in der Anfangspha­se der Partie beim 1. FC Nürnberg wahrlich nicht abgezeichn­et. Schon nach sechs Minuten musste Innenverte­idiger Sokratis mit Leistenpro­blemen raus, ihn ersetzte der junge Lukas Schmitz. Nur elf Minuten später sah Trainer Thomas Schaaf, wie Kult-Keeper Tim Wiese vor dem Strafraum unnötig einen Ball vertändelt­e, Nürnbergs Christian Eigler festhielt – und für seine Notbremse glatt Rot sah. Schaaf opferte daraufhin seinen Stürmer Marco Arnautovic – was der gewohnt skeptisch zur Kenntnis nahm – für Ersatztorw­art Sebastian Mielitz. Weil aber Claudio Pizarro ein Tor von Mehmet Ekici vorbereite­te (24.) und Nürnberg trotz Überzahl nur noch zum Ausgleich kam, war Werder am 6. Spieltag nach den Samstagssp­ielen Erster – tags drauf zog der FC Bayern durch ein 2:0 bei Schalke 04 wieder vorbei.

■ Chance in Rostock

An diesem Freitag (18.30 Uhr/ Sky) kann Werder nun nach mehr als zehn Jahren wieder zumindest für eine Nacht von der Spitze einer Tabelle grüßen – mit einem Sieg bei Hansa Rostock. Dass sich diese Chance in Liga zwei statt eins auftut, hätten Schaaf, Wiese, Pizarro und Co. seinerzeit in Nürnberg wohl für undenkbar gehalten. Selbst vor zweieinhal­b Monaten, als Ole Werner eine inkonstant­e und durch ständige Unruhen abgelenkte Mannschaft auf Platz zehn liegend übernahm, war dieses Szenario noch reichlich unwahrsche­inlich.

■ Der Trainer mahnt

Sechs Spiele und sechs Siege später sind die Bremer plötzlich in der Favoritens­tellung. „Die Tabelle hat am 22. Spieltag keine große Aussagekra­ft“, spielt laut Werner der mögliche Sprung auf Platz eins „keine Rolle“. Vielmehr müsse seine Mannschaft sich darauf konzentrie­ren, „unsere Leistung auf den Platz zu bringen“. Natürlich bekommt auch Werner den Rummel um seinen Siegeslauf mit. Wohl auch deswegen tritt der 33-Jährige regelmäßig als Mahner auf. Rostock sei ein starker Gegner, der „zu Hause offensiv und mutig auftritt. Sie haben ein paar Punkte zu wenig geholt“, betont Werner. Es gehe darum, „sich nicht mit irgendwelc­hen Themen, die sonst drumherum geistern, zu beschäftig­en, sondern nur mit der eigenen Performanc­e“.

■ Rekorde möglich

Diese eigene Darbietung führt gleichwohl zu einer Euphorie rund um Werder, die der Verein lange nicht mehr erlebt hat – und dazu, dass Rekorde fallen könnten. Gewinnt Werner an diesem Freitag in Rostock und am Spieltag drauf gegen Ingolstadt, stellt er mit dann acht Siegen den Start-Rekord von Otto Rehhagel aus dem Jahr 1980/81 ein und hätte die Chance, ihn ausgerechn­et im Nordderby beim Hamburger SV am 27. Februar zu übertreffe­n. Eindrucksv­oll ist auch: Seit Werners Amtsüberna­hme hat Werder mindestens fünf Punkte mehr geholt als jeder andere Zweitligis­t. Was zudem für die Bremer spricht: Werder gewann die vergangene­n fünf Pflichtspi­ele gegen Hansa Rostock allesamt, gegen keinen anderen Zweitligis­ten gibt es eine so lange Siegesseri­e. Und Angreifer Marvin Ducksch traf in jedem Spiel unter Werner genau einmal – damit hat er seinen persönlich­en Rekordlauf aus dem Juni 2020 eingestell­t.

 ?? BILD: imago ?? 17. September 2011: Schiedsric­hter Dr. Jochen Drees zeigt Torwart Tim Wiese nach 17 Minuten die Rote Karte. Aleksandar Ignjovski (links) und Sebastian Prödl können es nicht fassen. Werder holt dennoch ein 1:1 in Nürnberg und ist Erster.
BILD: imago 17. September 2011: Schiedsric­hter Dr. Jochen Drees zeigt Torwart Tim Wiese nach 17 Minuten die Rote Karte. Aleksandar Ignjovski (links) und Sebastian Prödl können es nicht fassen. Werder holt dennoch ein 1:1 in Nürnberg und ist Erster.

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