Kahns Aussagen heizen Playoff-Debatte an
Revolution im Titelkampf? Selbst FC Bayern findet Idee „spannend“
München – An der Langeweile im Titelrennen der FußballBundesliga hat sich eine Debatte über die Einführung von Meister-Playoffs entzündet. Ausgerechnet FC Bayerns Vorstandsboss Oliver Kahn zeigt sich offen für die Idee. „Ich finde es spannend, über neue Modelle wie Playoffs für die Bundesliga nachzudenken“, sagte der Ex-Nationalkeeper dem „Kicker“. Von der Fan-Seite gab es umgehend Kritik, auch Vertreter anderer Clubs äußerten sich ablehnend.
■ Das sagt DFL-Chefin
Donata Hopfen, neue Chefin der Deutschen Fußball Liga (DFL), hatte K.o.-Spiele ins Gespräch gebracht. „Die Liga wäre natürlich attraktiver, wenn sie mehr Wettbewerb an der Spitze hätte“, hatte die 45-Jährige der „Bild am Sonntag“gesagt. „Wenn uns Playoffs helfen, dann reden wir über Playoffs.“Ein Modus in der Bundesliga mit Halbfinals und Finale würde Spannung für die
Fans bedeuten, findet Kahn. Womöglich ist man in München zu der Erkenntnis gekommen, dass der fehlende Wettbewerb um die Meisterschale auf Dauer schlecht für das Zuschauerinteresse und das Geschäft werden könnte.
■ Das sagen die Trainer
Nach einer „Kicker“-Umfrage in der Liga werden Playoffs von einer Mehrheit abgelehnt. Darunter seien auch Clubvertreter wie Rudi Völler von Bayer Leverkusen, hieß es. Trainer Adi Hütter von Borussia Mönchengladbach steht der Idee kritisch gegenüber. „Wir haben es in Österreich ja schon länger, dass die Liga nach 22 Spielen geteilt wird in ein oberes und ein unteres Playoff“, sagte der Coach. „Grundsätzlich kann man alles mal überdenken und überlegen. Aber ich weiß nicht, ob es fair ist, wenn der Vierte, der nach 34 Runden vielleicht 15 Punkte hinter dem Ersten ist, noch Meister werden kann.“Kollege Bo Svensson von Mainz 05 gab zu bedenken: „Rein wettbewerbstechnisch finde ich das ein bisschen problematisch.“Christian Streich vom SC Freiburg äußerte sich ebenfalls ablehnend: „Ich finde, dass derjenige, der nach 34 Spielen die meisten Punkte hat, auch Meister werden sollte.“
■ Das sagt die DFL
Die DFL beantwortete eine „Kicker“-Anfrage vorsichtig: „Es gibt in der Liga bekanntlich an diversen Stellen unterschiedliche Ideen mit Blick auf den Spielmodus, die aber aktuell weit von einem Beschluss und erst recht einer Umsetzung entfernt sind.“Einen intensiven Diskussionsprozess mit offenem Ausgang werde man mit den Beteiligten führen.
Zudem sind viele Fragen offen: Zum Beispiel zu einer weiteren Ausreizung des sowieso schon prall gefüllten Spielkalenders, zum Modus der Playoffs, zu einer möglichen Entwertung des DFB-Pokals.
■ Das sagt Fan-Bündnis
Die Liga muss einerseits das Interesse von Menschen und damit die Vermarktung hochhalten, andererseits die traditionellen Fans nicht zu verprellen. Hopfens Vorgänger Christian Seifert warnte 2020: „Playoffs wären in der Bundesliga ein Kulturbruch.“Das Fanbündnis „Unsere Kurve“wehrt sich vehement gegen die Idee. „Es ist bezeichnend, dass über ein neues Spielformat gesprochen wird, anstatt die tatsächlichen Probleme anzugehen, die zu einem fehlenden Wettbewerb an der Spitze führen“, hieß es. Vielmehr brauche es eine gleichmäßigere Verteilung der TV-Gelder und die Einführung eines nationalen Financial Fairplays, „die dringend notwendige Deckelung“von Gehältern im Fußball.