Nordwest-Zeitung

Kahns Aussagen heizen Playoff-Debatte an

Revolution im Titelkampf? Selbst FC Bayern findet Idee „spannend“

- Von David Langenbein

München – An der Langeweile im Titelrenne­n der FußballBun­desliga hat sich eine Debatte über die Einführung von Meister-Playoffs entzündet. Ausgerechn­et FC Bayerns Vorstandsb­oss Oliver Kahn zeigt sich offen für die Idee. „Ich finde es spannend, über neue Modelle wie Playoffs für die Bundesliga nachzudenk­en“, sagte der Ex-Nationalke­eper dem „Kicker“. Von der Fan-Seite gab es umgehend Kritik, auch Vertreter anderer Clubs äußerten sich ablehnend.

■ Das sagt DFL-Chefin

Donata Hopfen, neue Chefin der Deutschen Fußball Liga (DFL), hatte K.o.-Spiele ins Gespräch gebracht. „Die Liga wäre natürlich attraktive­r, wenn sie mehr Wettbewerb an der Spitze hätte“, hatte die 45-Jährige der „Bild am Sonntag“gesagt. „Wenn uns Playoffs helfen, dann reden wir über Playoffs.“Ein Modus in der Bundesliga mit Halbfinals und Finale würde Spannung für die

Fans bedeuten, findet Kahn. Womöglich ist man in München zu der Erkenntnis gekommen, dass der fehlende Wettbewerb um die Meistersch­ale auf Dauer schlecht für das Zuschaueri­nteresse und das Geschäft werden könnte.

■ Das sagen die Trainer

Nach einer „Kicker“-Umfrage in der Liga werden Playoffs von einer Mehrheit abgelehnt. Darunter seien auch Clubvertre­ter wie Rudi Völler von Bayer Leverkusen, hieß es. Trainer Adi Hütter von Borussia Mönchengla­dbach steht der Idee kritisch gegenüber. „Wir haben es in Österreich ja schon länger, dass die Liga nach 22 Spielen geteilt wird in ein oberes und ein unteres Playoff“, sagte der Coach. „Grundsätzl­ich kann man alles mal überdenken und überlegen. Aber ich weiß nicht, ob es fair ist, wenn der Vierte, der nach 34 Runden vielleicht 15 Punkte hinter dem Ersten ist, noch Meister werden kann.“Kollege Bo Svensson von Mainz 05 gab zu bedenken: „Rein wettbewerb­stechnisch finde ich das ein bisschen problemati­sch.“Christian Streich vom SC Freiburg äußerte sich ebenfalls ablehnend: „Ich finde, dass derjenige, der nach 34 Spielen die meisten Punkte hat, auch Meister werden sollte.“

■ Das sagt die DFL

Die DFL beantworte­te eine „Kicker“-Anfrage vorsichtig: „Es gibt in der Liga bekanntlic­h an diversen Stellen unterschie­dliche Ideen mit Blick auf den Spielmodus, die aber aktuell weit von einem Beschluss und erst recht einer Umsetzung entfernt sind.“Einen intensiven Diskussion­sprozess mit offenem Ausgang werde man mit den Beteiligte­n führen.

Zudem sind viele Fragen offen: Zum Beispiel zu einer weiteren Ausreizung des sowieso schon prall gefüllten Spielkalen­ders, zum Modus der Playoffs, zu einer möglichen Entwertung des DFB-Pokals.

■ Das sagt Fan-Bündnis

Die Liga muss einerseits das Interesse von Menschen und damit die Vermarktun­g hochhalten, anderersei­ts die traditione­llen Fans nicht zu verprellen. Hopfens Vorgänger Christian Seifert warnte 2020: „Playoffs wären in der Bundesliga ein Kulturbruc­h.“Das Fanbündnis „Unsere Kurve“wehrt sich vehement gegen die Idee. „Es ist bezeichnen­d, dass über ein neues Spielforma­t gesprochen wird, anstatt die tatsächlic­hen Probleme anzugehen, die zu einem fehlenden Wettbewerb an der Spitze führen“, hieß es. Vielmehr brauche es eine gleichmäßi­gere Verteilung der TV-Gelder und die Einführung eines nationalen Financial Fairplays, „die dringend notwendige Deckelung“von Gehältern im Fußball.

 ?? Dpa-BILD: Widmann ?? Oliver Kahn
Dpa-BILD: Widmann Oliver Kahn

Newspapers in German

Newspapers from Germany