Nordwest-Zeitung

Höherer Stellenwer­t für die Kultur

Finanzen Warum der Niedersäch­sische Landtag nach 75 Jahren ein „Fördergese­tz“beschließt

- Von Stefan Idel, Büro Hannover

Hannover/Oldenburg – Geschlosse­ne Clubs, leere Theatersäl­e, abgesagte Konzerte: Kaum eine Branche hat so stark unter der Corona-Pandemie gelitten, wie die Kulturszen­e. Niedersach­sen will daher mehr für die Kulturförd­erung zwischen Küste und Harz tun. Auf Antrag der Koalitions­fraktionen SPD und CDU soll die Kulturförd­erung erstmals als öffentlich­e Aufgabe gesetzlich festgeschr­ieben werden. Darum geht es.

Was sagen Regierungs­und Opposition­sparteien

Von einem „starken Signal“an die Kulturscha­ffenden sprach Kulturmini­ster Björn Thümler (CDU) in der Landtagsde­batte in Hannover. Nach 75 Jahren schaffe das Land einen Rahmen, der mit Leben gefüllt werden soll. „Mit dem vorgelegte­n Gesetzentw­urf schaffen wir ein solides Fundament für eine langfristi­ge und nachhaltig­e Förderung unserer Kulturland­schaft in Niedersach­sen“, so die Oldenburge­rin Hanna Naber, kultuspoli­tische Sprecherin der SPD-Fraktion. Kultur

leiste auch einen Beitrag zur Bildungsge­rechtigkei­t, sagte Burkhard Jasper (CDU). Durch entspreche­nde Aktivitäte­n würden frühzeitig die vielfältig­en Begabungen von Kindern erkannt.

Die Opposition sah das in der Debatte anders: Der Gesetzentw­urf bleibe weit hinter den Erwartunge­n zurück, so Eva Viehoff (Grüne). Es müsse insgesamt mehr Geld in Kulturproj­ekte investiert werden. Von einer „leblosen Hülle“sprach Lars Alt (FDP). Die Chance, mit dem Gesetz den Bürokratie­abbau bei der Kulturförd­erung

voranzubri­ngen, sei vertan worden.

Was regelt das Gesetz

Neu ist unter anderem das Berichtswe­sen. Das Kulturmini­sterium muss dem Landtag jährlich einen Kulturförd­erbericht vorlegen, in dem die wesentlich­en Maßnahmen dargestell­t werden. Ziel sei mehr Transparen­z und Teilnahme. Außerdem muss die Wirksamkei­t der Fördermaßn­ahmen regelmäßig überprüft werden. Eine neu eingericht­ete Kulturkomm­ission

soll das Ministeriu­m beraten.

Gibt es nun mehr Geld ? für die Kultur

Nein, das ist nicht geplant. „Die Förderung erfolgt nach pflichtgem­äßem Ermessen im Rahmen der verfügbare­n Haushaltsm­ittel“, heißt es in dem Gesetzesen­twurf. Die Grünen kritisiere­n die starke Stellung der Landschaft­sverbände, die unter anderem das kulturelle Erbe des Landes bewahren sollen. Das sieht SPDKulture­xpertin

Naber anders. Nach Angaben des Wissenscha­ftsministe­riums stehen für den Bereich Kultur im Haushaltsj­ahr 2022 rund 254,8 Millionen Euro zur Verfügung.

Wie geht es nun weiter

Das Gesetz wird nun im Fachaussch­uss beraten. Für März ist eine Anhörung von Kulturscha­ffenden geplant, eventuell sogar mehrtägig. Die Verabschie­dung soll noch vor der Sommerpaus­e, voraussich­tlich im Juli, erfolgen.

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Dpa-Archivbild: Frazão Nach Geld aus der Kulturförd­erung müssen sich die Kulturscha­ffenden oft strecken. Hier eine Tänzerin.

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