Nordwest-Zeitung

Land erlaubt Gendern im Abi

Sternchen wird nicht mehr als Fehler gewertet

- Von Stefan Idel, Büro Hannover

Hannover – In der Debatte um geschlecht­ergerechte Sprache will Niedersach­sens Kultusmini­sterium zufolge das Gendern im Abitur erlauben. Das bestätigte Ministeriu­mssprecher Sebastian Schumacher am Freitag auf Anfrage dieser Zeitung. Demnach sollen gegenderte Texte mit Binnenzeic­hen im Abitur nicht mehr als Fehler gewertet werden. Zuerst hatte die „Frankfurte­r Allgemeine Zeitung“berichtet.

Nicht dudenkonfo­rm

„Die schriftlic­he Kommunikat­ion und immer mehr auch die Realität in der gesprochen­en Sprache haben sich durch gesellscha­ftliche Veränderun­gen und den Diskurs über diskrimini­erungsfrei­e Begrifflic­hkeiten derart verändert, dass ein eineindeut­iges Richtig oder Falsch gegenüber den Schülerinn­en und Schüler nicht vermittelb­ar wäre“, so Schumacher. Gegenderte Texte (z.B. Schüler:innen) in unterschie­dlichen Schreibwei­sen seien zwar nicht dudenkonfo­rm, sollten in Abiturprüf­ungen jedoch nicht als Fehler gewertet werden. Prüflinge würden längst Texte mit Sonderzeic­hen im Wortinnern bearbeiten. Baden-Württember­g hat den Schulen freigestel­lt, Genderzeic­hen in Prüfungen zuzulassen.

Lob von der GEW

Der Vorsitzend­e des Rats für deutsche Rechtschre­ibung, Josef Lange, sagte, das Regelwerk

sei von staatliche­n Stellen beschlosse­n worden und für Schule und Verwaltung bindend: „Wenn ein Land sich vom amtlichen Regelwerk verabschie­det, verabschie­det es sich auch von der Einheitlic­hkeit der Rechtschre­ibung im deutschen Sprachraum.“Gegenderte Schreibwei­sen mit Sonderzeic­hen erfüllten nicht die Kriterien, die der Rat im Blick auf Verständli­chkeit, Lesbarkeit und Übertragba­rkeit empfohlen habe.

Lob kam dagegen von der Bildungsge­werkschaft GEW: „Sprache und gesellscha­ftspolitis­che Entwicklun­gen lassen sich nicht trennen“, sagte die kommissari­sche GEW-Landesvors­itzende Sabine Kiel dieser Zeitung. Die GEW setze sich schon länger für eine geschlecht­ergerechte Sprache ein. „Diese nicht mehr als Fehler in Abiturprüf­ungen zu werten, halten wir für richtig.“

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