Land erlaubt Gendern im Abi
Sternchen wird nicht mehr als Fehler gewertet
Hannover – In der Debatte um geschlechtergerechte Sprache will Niedersachsens Kultusministerium zufolge das Gendern im Abitur erlauben. Das bestätigte Ministeriumssprecher Sebastian Schumacher am Freitag auf Anfrage dieser Zeitung. Demnach sollen gegenderte Texte mit Binnenzeichen im Abitur nicht mehr als Fehler gewertet werden. Zuerst hatte die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“berichtet.
Nicht dudenkonform
„Die schriftliche Kommunikation und immer mehr auch die Realität in der gesprochenen Sprache haben sich durch gesellschaftliche Veränderungen und den Diskurs über diskriminierungsfreie Begrifflichkeiten derart verändert, dass ein eineindeutiges Richtig oder Falsch gegenüber den Schülerinnen und Schüler nicht vermittelbar wäre“, so Schumacher. Gegenderte Texte (z.B. Schüler:innen) in unterschiedlichen Schreibweisen seien zwar nicht dudenkonform, sollten in Abiturprüfungen jedoch nicht als Fehler gewertet werden. Prüflinge würden längst Texte mit Sonderzeichen im Wortinnern bearbeiten. Baden-Württemberg hat den Schulen freigestellt, Genderzeichen in Prüfungen zuzulassen.
Lob von der GEW
Der Vorsitzende des Rats für deutsche Rechtschreibung, Josef Lange, sagte, das Regelwerk
sei von staatlichen Stellen beschlossen worden und für Schule und Verwaltung bindend: „Wenn ein Land sich vom amtlichen Regelwerk verabschiedet, verabschiedet es sich auch von der Einheitlichkeit der Rechtschreibung im deutschen Sprachraum.“Gegenderte Schreibweisen mit Sonderzeichen erfüllten nicht die Kriterien, die der Rat im Blick auf Verständlichkeit, Lesbarkeit und Übertragbarkeit empfohlen habe.
Lob kam dagegen von der Bildungsgewerkschaft GEW: „Sprache und gesellschaftspolitische Entwicklungen lassen sich nicht trennen“, sagte die kommissarische GEW-Landesvorsitzende Sabine Kiel dieser Zeitung. Die GEW setze sich schon länger für eine geschlechtergerechte Sprache ein. „Diese nicht mehr als Fehler in Abiturprüfungen zu werten, halten wir für richtig.“