Nordwest-Zeitung

Die Zeiten ändern sich

- Tonia Hysky über die Erlaubnis zum Gendern im Abitur Kommentar

Das Thema ist brisant, immerhin handelt es sich dabei um der Deutschen liebstes Kind: ihre Sprache. Gendern zeigt Solidaritä­t, polarisier­t aber auch. Dass „Gendern im Abitur“Wellen schlägt, ist absolut verständli­ch.

Wie hoch der Prozentant­eil von jungen, gendernden Menschen ist, lässt sich nicht exakt beziffern. Klar ist aber, dass sich die Jugend immer mehr politisch und gesellscha­ftlich engagiert. Und die Anfragen an das Kultusmini­sterium zeugen ja von Bedarf. Es mag nicht Duden-konform sein, aber:

■ Dass Gendern in der Gesellscha­ft angekommen ist, kann man nicht bezweifeln.

■ Es handelt sich hier nicht um eine Pflicht, sondern lediglich um eine Option. Es ist ein Angebot an die jungen Menschen,

zu gendern – wenn sie es denn möchten.

■ Und: Hier geht es nicht nur um Rechtschre­ibung, sondern auch um Toleranz und Offenheit. Das zu lernen ist für junge Menschen meiner Meinung nach ebenso wichtig wie korrekte Grammatik.

Wenn da ein Josef Lange (Vorsitzend­er des Rats für deutsche Rechtschre­ibung) dazu sagt, das sei ein „Rückfall in die Zeit vor 1903, wenn sich Schulen nicht mehr ans amtlich beschlosse­ne Regelwerk halten“– und obendrein, wie solle denn dann Schülern vermittelt werden, dass staatliche Regeln im Gemeinwese­n bindend sind – dann kann ich nur sagen: Viel Erfolg beim Abitur, liebe Abiturient*innen!

@ Die Autorin erreichen Sie unter Hysky@infoautor.de

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